Die teuren Malocher heben ab

Bayern Münchens Basketballer gewinnen die Meisterschaft und wollen die Spitzenposition auf Jahre behalten

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 5 Min.
Der FC Bayern ist nun auch Basketballmeister. Laut den Münchnern brachte harte Arbeit den Erfolg, doch viel Geld war auch im Spiel.

Als die letzten Fans von Alba Berlin ihre Heimhalle verlassen hatten, feierten die Bayern noch immer ausgelassen mit ihren Anhängern am Spielfeldrand den Gewinn der deutschen Basketballmeisterschaft. Die Mitgereisten feierten vor allem zwei Männer, die sie anscheinend für den ersten Meistertitel seit 1955 verantwortlich machten, obwohl einer von ihnen gerade im Gefängnis sitzt: Heiko Schaffartzik und Uli Hoeneß. Immerhin, erstgenannter Spielmacher konnte die Ovationen live genießen: »Es fühlt sich sehr gut an. Ich würde sagen, ich habe alles richtig gemacht mit meinem Wechsel zu den Bayern.«

Genau diese Entscheidung, den diesjährigen Finalgegner Alba als Nationalspieler im vergangenen Sommer gen Süden zu verlassen, hatte ihn in Berlin zum Hassobjekt gemacht. Permanent wurde er nun vom Publikum ausgepfiffen, doch am späten Mittwochabend fand er die passende Antwort. Drei erfolgreiche Dreipunktwürfe zu Beginn des letzten Viertels machten aus einem knappen Spiel eine Meisterkür der Bayern. »Ich hatte das Gefühl, wir bräuchten mal was von mir. Also habe ich versucht, einen Impuls zu setzen, und das hat geklappt«, sagte Schaffartzik. Die Berliner Pfiffe hatte er nicht verdient, die bayerischen Sprechchöre schon. »Es steckt so viel harte Arbeit in diesem Titel. Vielleicht hat irgendeine Mannschaft genauso hart gearbeitet wie wir, aber unter Garantie niemand härter«, stellte der 30-Jährige klar.

Dieses Thema der strapaziösen Plackerei passte nicht nur zu einer der hochklassigsten Finalserien der vergangenen Jahre im deutschen Basketball, es wurde auch gebetsmühlenartig von den Münchnern als Grund für den Erfolg wiederholt. »Wir haben viel dafür getan, standen jeden Tag mit Trainer Svetislav Pesic in der Halle. Das war nicht immer einfach, aber es hat sich ausgezahlt«, sagte Steffen Hamann, den es schon 2010 von Berlin nach München gezogen hatte. Center Yassin Idbihi folgte drei Jahre später zusammen mit Schaffartzik und zeigt sich immer noch davon angetan, wie »unfassbar professionell« die Bayern arbeiten. »Es ist super, was die alles für uns machen. Wir haben aber auch hart gearbeitet, so dass wir verdient Meister geworden sind.« Es wirkte so, als wollten die Münchener extra betonen, dass sie nicht nur aus teuer eingekauften, an anderer Stelle gut ausgebildeten Spielern und einem der besten Trainer der Welt bestehen. Auch Center John Bryant war zu Beginn dieser Saison aus Ulm gekommen, um endlich Meister zu werden. »Ich denke, dass dieses hohe Maß an Professionalität die Bayern an die Spitze gebracht hat. Dieser Klub bietet das totale Paket. Er kümmert sich um einen und ebnet den Weg zum Erfolg. Den haben wir uns nun geholt. Die machen schon etwas richtig in dem Klub.«

Der Aufstieg aus der vierten Liga begann vor etwa sechs Jahren, als die Bayern durch einen Lizenzkauf die dritte Liga übersprangen und der damalige Vereinspräsident Hoeneß begann, sich verstärkt auch um die Basketballer zu kümmern. Das bedeutete zunächst vor allem den Einkauf vieler großer Namen. Bundestrainer Dirk Bauermann und mehrere Nationalspieler wie Hamann gingen für viel Geld in die zweite Liga. »Ich war von Tag eins an dabei und habe gleich den Aufstieg geschafft. Jetzt sind wir nach drei Jahren Meister. Das ist eine schöne Geschichte«, erinnert sich der Ex-Nationalspieler.

Doch die stetige Entwicklung einer Mannschaft, wie Hamann es aussehen lässt, war es nicht. Just vor dieser Meistersaison verpflichtete Hoeneß nicht weniger als zehn neue Hochkaräter, davon allein vier von Alba. »Es ist unfassbar, dass ich endlich Meister geworden bin. Das ist das Wichtigste in meiner Karriere«, sagte Yassin Idbihi. »In Berlin hatte ich eine Supersituation. Aber als ich mich fragte, wo ich am ehesten Meister werde, schien mir die Wahrscheinlichkeit in München höher. Alba ist zwar auch ein super Verein. Aber Bayern wird für Jahre das Nonplusultra im deutschen Basketball sein.«

Worte wie diese hören die Verantwortlichen der nun ehemaligen Platzhirsche aus Berlin und Bamberg gar nicht gern, auch wenn beide Klubs akzeptieren, dass sich der Fußballrekordmeister einfach mehr leisten kann als sie. Auf der anderen Seite weigern sie sich, aus der finanziellen auch eine sportliche Übermacht abzuleiten. »Ob die Bayern wirklich dominieren werden, muss man erst mal abwarten«, sagte Albas David Logan, der in der Finalserie nicht an seine starken Leistungen der Saison anknüpfen konnte. »Auch Alba ist professionell. Vielleicht wird aus dem Duell in den kommenden Jahren ja eine große Rivalität.« Die diesjährige Finalserie, in der sich Spieler, Fans und Funktionäre beider Lager immer wieder gegenseitig angifteten, verstärkte diesen Eindruck. »Es ist nie einfach, in Berlin zu bestehen. Alba hat uns alles abverlangt«, sagte Hamann. »Aber genau so stellt man sich doch eine Finalserie um die Meisterschaft vor - mit allem, was dazu gehört.«

Den Berlinern blieb nur die Erkenntnis, eine starke Saison gespielt zu haben, die kaum jemand von ihnen erwartet hatte. Lange Zeit hatte Albas Geschäftsführer Marco Baldi die fehlende Erfahrung seiner Mannschaft beschworen, doch die Siege im Champions Cup und dem BBL-Pokal ließen ihn wie einen notorischer Tiefstapler aussehen. In Spiel vier der Finalserie behielt er doch noch recht, obwohl er darauf gern verzichtet hätte. Alba machte Anfängerfehler, ließ den Bayern durch verpasste Rebounds immer neue Wurfchancen und vernachlässigte das Passspiel, das das Team zuvor so stark gemacht hatte. »Ja, wir hatten eine tolle Saison, aber ich bin doch sehr enttäuscht. In den entscheidenden Momenten haben die Bayern einfach besser gespielt«, sagte Logan.

Die Berliner Mannschaft wird im Großen und Ganzen zusammenbleiben. Viele Spieler haben Zweijahresverträge - eine Seltenheit im europäischen Basketball. »Ich werde nach Berlin zurückkommen, denn wir haben ein tolles Team zusammen. Das ist wirklich besonders, anders als in den Klubs, bei denen ich vorher war«, sagte Reggie Redding. Und dann bemühte auch der Berliner noch einmal das Thema des Abends: »Ich werde mir im Sommer den Arsch aufreißen, um die nächste Saison noch erfolgreicher abzuschließen.«

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