Der Konsument als Produzent

Solidarische Landwirtschaft breitet sich aus

  • Susanne Aigner
  • Lesedauer: 2 Min.

Gemeinsame Entscheidungen, Finanzierung und Mitarbeit der Unterstützer sind die tragenden Säulen des Konzepts der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi). Dabei bilden Landwirte gemeinsam mit Verbrauchern eine Wirtschaftsgemeinschaft. Die Beteiligten legen nach ihren Bedürfnissen gemeinsam zu Jahresbeginn den Bedarf an Gemüse und anderen Produkten für eine Saison fest. Die Produktionskosten werden durch die Beiträge der Unterstützer abgedeckt. So ist die Jahresproduktion eines Betriebes von der Aussaat bis zur Ernte gesichert. Zugleich verteilt sich das Risiko einer weniger guten Ernte auf viele Schultern. Letztlich aber profitieren alle: Das gemeinsame Wirtschaften stärkt den kleinbäuerlichen Betrieb und damit die Wertschöpfung vor Ort.

Begonnen hat alles in den 1960er Jahren mit einer japanischen Initiative. Etwa 20 Jahre später fand die Community-Supported Agriculture (CSA) in Nordamerika und Großbritannien viele Anhänger. In Deutschland begannen vor etwa zehn Jahren die ersten drei Höfe, nach dem Solidarprinzip zu arbeiten. Seither schließen sich immer mehr Menschen der Bewegung an. Aktuell gibt es rund 50 Betriebe, 56 weitere sind in Gründung. Und seit 2011 propagiert das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft die Idee und hilft bestehenden Höfen sowie Neugründungen.

Charakteristisch ist der reine Feldgemüsebau, aber auch Ackerbau oder Grünland mit Tierhaltung sind dabei. Auf dem Kattendorfer Hof nördlich von Hamburg zum Beispiel kaufen Mitglieder zusätzlich Kuh- und Kalbaktien im Wert von 500 bzw. 100 Euro. Im Gegenzug bekommen sie eine jährliche Dividende - in bar oder in Form hofeigener Produkte.

SoLaWi bedeutet auch eine Umstellung des eigenen Lebens, denn iMitarbeit auf dem Feld ist gefragt. Dazu kommt die Änderung der Essgewohnheiten. Nur das essen, was jede Jahreszeit gerade hervorbringt - für viele ist das eine Herausforderung. Im Sommer und Herbst steht die ganze Palette an erntefrischen Kräutern, Salaten und Obst zur Verfügung. Gurken und Tomaten werden eingekocht. Im Winter gibt es Möhren, Sellerie, Steckrüben, Sauerkraut, Rettich, Weiß- und Rotkohl, Kartoffeln, Zwiebeln, Pastinaken, Rote Beete, Trockenbohnen, Lauch oder Kürbis. Ein großer Teil des Erntegutes wird im Keller eingelagert.

Auf SoLaWi-Betrieben sind Preiskampf und Vermarktung kein Thema, denn die Produkte werden bezahlt, bevor sie geerntet werden. Die Landwirte kennen die Abnehmer ihrer Produkte, was ihre Motivation noch steigert. Und die Unterstützer? Sie arbeiten und ernten mit. Sie sind nicht nur Konsumenten, sondern auch Produzenten. Außerdem erleben sie eine neue Art von Gemeinschaft und das Wichtigste: Sie essen gesunde, frische Lebensmittel vom Bauernhof ihrer Wahl.

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