Stadtbahn macht Bau-Pause

In dieser Woche beginnt bei der S-Bahn ein Baustellenmarathon - Fortsetzung nächstes Jahr

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Schwere Zeiten für S-Bahn-Fahrgäste: So viele Baustellen wie in diesem Sommer gab es lange nicht mehr. Auf fast allen Strecken gibt es Sperrungen, auch die Stadtbahn ist betroffen.

Dieser Sommer scheint eher durchwachsen zu werden, für die Fahrgäste der S-Bahn sogar verhagelt. Auf fast allen Strecken wird gebaut, nur zwei Linien, die S 2 und die Ringbahn, bleiben verschont. »In dieser Dimension gab es das noch nie«, gesteht Jens Hebbe, Chef der Betriebsplanung des Unternehmens. Dickster Brocken ist die Sanierung der Stadtbahn, die von Ost nach West die Stadt durchquert und täglich von bis zu 150 000 Fahrgästen genutzt wird. Sie muss sechs Wochen lang komplett gesperrt werden.

Los geht es zum Ferienstart am morgigen Mittwoch auf der S 1 (Potsdam - Oranienburg). Bis zum 28 Juli, Betriebsbeginn, wird der Streckenabschnitt zwischen Waidmannslust und Hohen Neuendorf gesperrt, um Gleise auszuwechseln. Die Züge der S 1 werden über Pankow, Blankenburg, Schönfließ alle 20 Minuten nach Oranienburg umgeleitet, die Fahrzeit verlängert sich um fünf Minuten. Zwischen Schönholz und Waidmannslust pendelt die Bahn. Auch die S 25 fährt zwischen Bornholmer Straße und Hennigsdorf nur alle 20 Minuten. Die Bahn empfiehlt Fahrgästen mit den Zielen Waidmannslust, Hermsdorf und Frohnau, die U 8 bis Wittenau zu nutzen und dort in einen der Ersatzbusse umzusteigen.

Ebenfalls morgen beginnen Gleisbauarbeiten zwischen Treptower Park und Baumschulenweg. Betroffen sind die Linien S 8, S 85 und S 9. Der Abschnitt ist bis 18. Juli, Betriebsbeginn, gesperrt. Fahrgäste können ihn über Neukölln mit der Ringbahn bzw. den Linien S 45, S 46 und S 47 umfahren.

Die Sanierung der Stadtbahn beginnt dann am kommenden Montag, einen Tag nach dem WM-Finale. Besucher der Fanmeile können also noch die S-Bahn für ihren Heimfahrt nutzen. Die Strecke wird in zwei Etappen gesperrt: Zwischen 14. Juli und 4. August wird zunächst der Abschnitt zwischen Friedrichstraße und Zoologischer Garten gesperrt, danach vom 4. bis 25 August der zwischen Friedrichstraße und Ostbahnhof. Die Bahn rät zur Umfahrung mit der Ringbahn, sie setzt als Ersatz aber auch auf der parallel verlaufenden Regionalbahntrasse zusätzliche Doppelstockzüge ein, so dass statt fünf dann sieben Regionalzüge pro Stunde unterwegs sind. Als Alternative bietet sich auch die U 2 an, auf der die BVG ihren Ferienfahrplan aussetzen und somit alle vier Minuten fahren will. Zur Anbindung der Unterwegsbahnhöfe wie Jannowitzbrücke oder Tiergarten sollen alle drei Minuten Ersatzbusse rollen.

Ursprünglich waren nur jeweils zwei Wochen Sperrzeit eingeplant. Für den Austausch der verschlissenen Gleise hätte das gereicht. Doch dann wurde festgestellt, dass auch rund 20 000 Dübel gewechselt werden müssen, mit denen sie mit der Festen Fahrbahn verbunden sind, einschließlich der 2500 Tonnen Schallabsorber. Statt in ein Schotterbett waren die Gleise Mitte der 90er Jahre in einer Betonkonstruktion verlegt worden, der Festen Fahrbahn. Die sollte über Jahrzehnte wartungsfrei funktionieren. »Aber durch den dichten Verkehr und die engen Gleisbögen sind die Belastungen groß«, sagt Ulrich Burkhardt von DB Netz. »Heute würden wir die Feste Fahrbahn höchstens auf graden Strecken bauen.« 17 Millionen Euro kostet die Sanierung.

Der Fahrgastverband Pro Bahn hatte gefordert, nur jeweils an einem Gleis zu bauen und so wenigstens einen eingleisigen S-Bahn-Betrieb aufrecht zu erhalten. Das ist laut Bahn nicht möglich, da der Sicherheitsabstand zwischen den Gleisen zu gering sei und zudem ein Gleis für Bauzüge benötigt würde. Pro Bahn vermutet dagegen, dass »die Fahrgäste daran gewöhnt werden, dass nun jedes Jahr im Sommer die Stadtbahn unterbrochen wird«.

Tatsächlich müssen auch 2015 die S-Bahn-Gleise gesperrt werden, dann voraussichtlich sogar für zwei Monate. Auf Fern- und Regionalbahngleisen soll sogar etwa drei Monate lang nichts mehr rollen, weil unter anderem Schäden an den Gleisanlagen im Hauptbahnhof behoben werden müssen. Die nächste Großbaustelle beginnt jedoch schon im Januar, wenn für knapp vier Monate der Nord-Süd-Tunnel gesperrt wird.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.