Der Flügelschlag im Pudding

WM-Porträt

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Elfmeter der Niederlande war kein Tor! Oder doch? Fehlentscheidung? Blinder Schiri? Was wäre Fußball ohne diese großen Fragen. Stephan Fischer nimmt das fragwürdige Tor noch einmal genau unter die Lupe.

So schön wie Diskussionen um vermeintliche Fehlentscheidungen beim Fußball sind Hätte-Wäre-Wenn-Gespräche: Hätte David Silva im Spiel gegen die Niederlande beim Stand von 1:0 seinen Lupfer gegen Jasper Cillessen verwandelt, wäre Spanien mit seinem Ballbesitzfußball vielleicht immer noch das Non-Plus-Ultra? Wäre das allererste Fußballspiel auf der Erde nach heutigen Maßstäben gepfiffen worden, hätte das die Fußballgeschichte wie der berühmte Flügelschlag des Schmetterlings verändert? Mit einem Rekordweltmeister Schottland vielleicht, oder ohne Joachim Löw, der nie geboren worden wäre?

In der Realität sind die Niederlande kurz vor dem so lange ersehnten Weltmeistertitel gescheitert. Im Elfmeterschießen gegen Argentinien wurden die Beine weich wie Pudding, bezeichnenderweise verschoss Ron Vlaar, dessen Name genau wie eine holländischen Puddingspeise namens »Vlaa« klingt, den ersten Penalty gegen Sergio Romero. Der hatte keine Mühe, den halbhoch platzierten Schuss abzuwehren. Ein paar Minuten später hatten vier Argentinier hintereinander getroffen, Oranje scheiterte wieder kurz vor dem Ziel. Wirklich?

Videos tauchen auf, die das Ergebnis infrage stellen: Rollt der Ball nachdem ihn Romero gehalten hat, nicht durch den Rückwärtsdrall doch ins Tor, just da der Schiri nicht mehr hinschaut? Treffer für die Niederlande, Fehlentscheidung, Oranje ums Finale betrogen? Der Realitätscheck zeigt aber: Der Ball rollt auf die Linie, nicht darüber. Und selbst wenn er drin gewesen wäre: Vlaar berührt den Abpraller zuvor mit der Schulter, ganz leicht nur, aber dieser kleine Flügelschlag verändert die Fußballgeschichte nicht. Die hält für Vlaars Team jetzt nur das Spiel um Platz drei gegen Brasilien bereit.

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