8000 Ballons werden Berlin teilen
Lichtinstallation zum 25. Jahrestag des Mauerfalls soll Höhepunkt der Feierlichkeiten werden
Wenn Regierungsvertreter betonen, dass es sich um kein Gedenken von oben handelt, sondern vielmehr um ein Bürgerfest, ist Skepsis angeraten. Richard Meng, Sprecher des Berliner Senats, wählte am Donnerstag diese Worte auf der Pressekonferenz, auf der ein Ausblick auf die Berliner Feierlichkeiten zum 25. Mauerfalljubiläum gegeben wurde.
Höhepunkt des Reigens an Feierlichkeiten wird das Wochenende vom 7. bis 9. November sein. An diesem wird eine 15,3 Kilometer lange Lichtinstallation, bestehend aus rund 8000 illuminierten Luftballons, den ehemaligen innerstädtischen Mauerverlauf nachzeichnen. Die auf einer Idee von Christopher und Marc Bauder basierende Ballonkette soll von der Bornholmer Straße über das Brandenburger Tor bis zur Oberbaumbrücke verlaufen. Nur die Hälfte der jetzigen Berliner kenne die Mauer noch aus eigener Erfahrung, sagte Meng. Jeder Ballon soll einen Paten bekommen, der dann seinen Ballon in den Himmel aufsteigen lassen wird. Eine Genehmigung von der Deutschen Flugsicherung für diesen »Massenaufstieg« sei eingeholt, sagte Moritz van Dülmen von der Berliner Kulturprojekte GmbH.
Überdies werden circa 100 Tafeln mit Texten und Fotos erarbeitet und entlang der Lichtgrenze aufgestellt, berichtete Tom Sello von der Robert-Havemann-Gesellschaft. »Wir werden Geschichte und Geschichten erzählen«, sagte der frühere Bürgerrechtler. Ihm war wichtig zu betonen, dass das SED-Regime kein Spuk war und nicht durch eine Party beendet wurde, sondern durch mutige Menschen. Die Leuchtballons erinnerten auch an die Ostdeutschen, die im Herbst 1989 mit Kerzen auf die Straße gingen, so Sello.
Des Weiteren wird es am 9. November weitere offizielle Veranstaltungen geben: eine zentrale Gedenkandacht in der Kapelle der Versöhnung, die Eröffnung einer neuen Dauerausstellung in der Gedenkstätte Berliner Mauer mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ein Bürgerfest am Brandenburger Tor. Größter Geldgeber mit 1,9 Millionen Euro ist die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin. Die Feierlichkeiten werden viele Besucher anziehen. Es wird mit Hunderttausenden und einem Besucherrekord für den Monat November gerechnet.
Auch wenn Meng betont, dass die Erinnerung an den »demokratischen Urknall der neueren Weltgeschichte« nicht von oben verordnet ist, die unterlegte geschichtspolitische Botschaft ist klar: Die DDR war ein Ort der Unfreiheit, das heutige Deutschland ist einer der Freiheit und der Demokratie. Nicht ganz falsch. Aber so fallen die Widersprüche des Aufbruchs von 1989 und eine differenzierte Bewertung der beiden Deutschlands unter den Tisch. Überdies droht die Erinnerung an die anderen Ereignisse des 9. Novembers überlagert zu werden. Die Ausrufung der Republik 1918, der Hitler-Ludendorff-Putsch 1923 und der Novemberpogrom 1938 - das spielt in den Plänen des Senats offenbar keine Rolle.
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