Urlaubsfähren nach Korsika fahren wieder

Streik bei der französischen Fährreederei SNCM beendet / Die Zukunft des Unternehmens ist dennoch nicht sicher

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach mehr als zwei Wochen ist der Arbeitskampf bei der Fährreederei SNCM zunächst beendet. Eine Lösung ist jedoch ungewiss.

17 Tage hat er gedauert, seit Ende der Woche ist der Streik der Seeleute der Fährreederei SNCM zu Ende. Zur Erleichterung vieler Urlauber, die seit Tagen auf ihre gebuchte Überfahrt gewartet hatten, verkehren die Fähren zwischen Marseille und Korsika jetzt wieder. Weil durch den Streik der Transport von Obst und Gemüse von der Insel aufs Festland und von Urlaubern nach Korsika blockiert war, war es in den vergangenen Tagen mehrfach zu Ausschreitungen von korsischen Gewerbetreibenden gekommen, die Büros der Reederei verwüstet und vor der Präfektur Obst abgekippt haben. Sie warfen der CGT-Seeleutegewerkschaft Egoismus und den Behörden Untätigkeit vor.

Das Ende der Aktion war möglich geworden, nachdem die Regierung auf einen Insolvenzantrag vor dem Handelsgericht verzichtet hatte, durch den die Zahlungsunfähigkeit der Reederei erklärt und nach einem Übernahmeinteressenten gesucht werden sollte. Damit wollte Verkehrsstaatssekretär Frédéric Cuvillier der Forderung der EU-Kommission begegnen, 440 Millionen Euro zurückzuzahlen. Mit diesem Geld soll die Reederei über Jahre angeblich zu Unrecht aus öffentlichen Kassen unterstützt worden sein. Der Mehrheitsaktionär Transdev vertrat die Ansicht, dass sich die Fährgesellschaft nur über ein Insolvenzverfahren davon befreien könne. Das wäre aber unweigerlich das Aus für die SNCM, die seit Jahren defizitär arbeitet, aber für die Wirtschaft der Insel unverzichtbar ist.

Der Streik wurde am Wochenende offiziell nicht beendet, sondern bis Jahresende »ausgesetzt«. In dieser Zeit, so vereinbarten die CGT-Seeleutegewerkschaft, Aktionäre und Regierung, soll gemeinsam nach einer Lösung für die Reederei gesucht werden. SNCM schreibt seit vielen Jahren rote Zahlen und verzeichnete 2013 bei einem Umsatz von 270,4 Millionen Euro ein Defizit von 49,2 Millionen Euro. Den Grund dafür sehen die Seeleute im unlauteren Wettbewerb durch die italienische Reederei Corsica Ferries, die unter Billigflagge fährt, dadurch Steuervorteile genießt und mit unterbezahlten rumänischen Seeleuten Sozialdumping betreibe.

Durch höhere Kosten liegen die Tarife der SNCM um 50 Prozent über denen der italienischen Konkurrenz. Die kommt bei zwölf Schiffen mit zusammen 1000 Mann Besatzung aus, während die SNCM für acht Schiffe 2000 Mann beschäftigt. Das liegt daran, dass beim Unternehmen Corsica Ferries die Seeleute pro Jahr zusammengerechnet acht Monate auf See arbeiten und vier Monate an Land frei haben, während es bei der SNCM je sechs Monate auf See und an Land sind. Außerdem müssen die Seeleute bei Corsica Ferries auch die Kabinen reinigen, die Betten neu beziehen und unterwegs die Passagiere bedienen, während die SNCM dafür extra Servicepersonal hat.

So ging der Marktanteil der SNCM von 82 Prozent im Jahre 2000 auf heute 33 Prozent zurück, während Corsica Ferries stetig zulegte. Anfang des Jahres hatten die SNCM-Beschäftigten dem Abbau von 500 Arbeitsplätzen und einer Kürzung der Ruhezeiten zugestimmt. Im Gegenzug hatten sich die Aktionäre bereit erklärt, in den Bau von vier neuen und wirtschaftlicheren Schiffen zu investieren.

Doch inzwischen ist der Staat, der mit 25 Prozent Teilhaber der Reederei ist, von dieser Zusage abgerückt. Der Mehrheitseigner Transdev, an dem je zur Hälfte der Veolia-Konzern und die staatseigene Investitionsbank CDC beteiligt sind und der 66 Prozent des Kapitals hält, will seine Anteilsmehrheit für einen Euro abtreten. Unter diesen Vorzeichen ist es allerdings fraglich, ob bis Ende des Jahres eine Lösung gefunden werden kann.

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