Viermal so wertvoll wie Belize
US-Börsenaufsicht setzt Handel mit dubioser Aktie aus
Davon träumt wohl jeder Mensch irgendwann einmal: Ein paar Aktien für zehn Cent das Stück kaufen und nach sechs Wochen feststellen, dass sie das 360-Fache wert sind. Mit den Papieren der US-Firma Cynk ist dies passiert, weshalb die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC den Handel mit den Aktien am Wochenende für zunächst zwei Wochen aussetzte. Denn Cynk hat lediglich einen Angestellten und machte bisher noch keinen Umsatz.
Eigentlich ist die Firma bisher lediglich eine Geschäftsidee und eine halbfertige Internetseite. Auf »Introbiz.com« wirbt sie damit, dass man bei ihr die Kontaktdaten von Prominenten kaufen könne. Egal ob Leonardo di Caprio, Angelina Jolie oder Johnny Depp - E-Mail, Handynummer etc. soll es angeblich für 50 US-Dollar pro Promi geben. Bisher zündete die Geschäftsidee jedoch nicht, weshalb Cynk im letzten eingereichten Geschäftsbericht von November 2013 noch keinen Umsatz aufweisen konnte. Dafür hatte die Firma seit ihrer Gründung im Jahr 2008 bereits vier verschiedene Chefs.
Bis Mitte Juni dümpelten die Cynk-Anteile als sogenannte Penny Stocks bei einem Kurs von rund 10 Cent pro Stück vor sich hin. Dann zog der Preis für die Aktien plötzlich an und stieg bis vergangen Donnerstag auf zeitweise über 20 US-Dollar pro Stück. Damit war das Unternehmen auf einen Schlag rund sechs Milliarden US-Dollar wert. Dies ist mehr als das Vierfache des Bruttoinlandsprodukts der mittelamerikanischen Republik Belize, in der die Firma Cynk derzeit ihren Sitz hat.
Als der Handel mit den Anteilen ausgesetzt wurde, lag der Kurs bei 13,90 US-Dollar. So ist die Firma immerhin noch vier Milliarden US-Dollar wert. Ihr Einschreiten begründete die Börsenaufsicht SEC mit dem Schutz der Anleger und dem öffentlichem Interesse, den die Kursexplosion der Aktie erregt. Mittlerweile ist in US-amerikanischen Medien vom »Cynk-Phänomen« die Rede.
Experten gehen davon aus, dass die Firma Zielscheibe einer sogenannten Pump&Dump-Aktion geworden ist. Dabei kaufen Investoren billige Aktien wertloser Unternehmen auf und versuchen den Kurs mit Gerüchten in die Höhe zu treiben. Anschließend stoßen sie die Anteile wieder mit hohem Gewinn ab.
Doch solche Aktionen sind illegal, weshalb sie in der Regel geräuschlos vollzogen werden, um nicht die Aufmerksamkeit der Börsenaufsicht auf sich zu ziehen. Doch wurden bis dato offenbar viel zu wenige der Cynk-Aktien tatsächlich gehandelt, weshalb es zu diesem rasanten Kursanstieg kam, da die Nachfrage viel größer als das Angebot war.
Ob bisher jemand mit den Cynk-Aktien reich geworden ist, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall hätte Karl Marx wohl seine Freude an der Geschichte gehabt. Für ihn waren Aktien zwar nur fiktives Kapital, doch stellten sie auch wirkliches dar - in dem Maße, in dem in die jeweilige Firma investiert wurde. »Wobei keineswegs ausgeschlossen ist, dass sie auch bloßen Schwindel vorstellen«, schrieb Marx im Dritten Band des Kapitals.
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