Charité macht sich fit für den internationalen Wettbewerb
Kernsanierung des Bettenhochhauses und Neubau eines zentralen OP- und intensivmedizinischen Bereichs soll Ende 2016 abgeschlossen sein
Die gute Botschaft zuerst: »Wir liegen im Zeitrahmen und auch im Kostenrahmen«, sagte Christian Kilz, Bauchef der Charité, am Dienstag während eines Pressegesprächs. Nicht selbstverständlich, wie die Nachrichten von anderen Berliner Großbauprojekten zeigen. Die Charité hatte zum Frühstück geladen, um vom aktuellen Stand des Umbau des Charité-Standortes Mitte zu berichten, weitere Treffen kündigte der Sprecher Uwe Dolderer an.
Charité-Baumanager Christian Kilz informierte über die Sanierungsarbeiten am 21 Stockwerke hohen und als Wahrzeichen der Charité geltenden Bettenhochhaus. Nach einem verzögerten Start von drei Monaten gehen die Arbeiten nunmehr zügig und wie geplant voran. Der ursprüngliche Beginn der Sanierungsarbeiten sollte eigentlich im Oktober 2013 erfolgen. Da sich jedoch die Verhandlungen mit dem Generalunternehmer wegen der Übernahme aller Risiken schwierig gestalteten, wird erst seit Januar an dem 1982 errichteten Gebäude gearbeitet. Bei den Risiken, die der Generalunternehmer nicht übernehmen wollte, handelt es sich Kilz zufolge um das Baugrundrisiko und das Bestandsrisiko. Ersteres bestehe nicht mehr. »Im Bodenbereich sind keine Probleme aufgetreten«, sagte Kilz. Damit bezog er sich auf den Neubau des OP- und intensivmedizinischen Bereichs neben dem Bettenhochhaus. Auch beim Bestandsrisiko gebe es bislang keinen Anlass, die eingeplanten Rücklagen anzutasten. Das würde zum Beispiel nötig, wenn Decken anders betoniert sind, als das in den Plänen vermerkt ist. Die veranschlagten Kosten von 185 Millionen Euro hatten sich, wie im Oktober bekannt wurde, durch die schwierige Suche nach dem Generalunternehmer auf 202,5 Millionen erhöht.
Zurzeit werden die Fassadenteile des Hochhauses Etage für Etage - und zwar von oben nach unten - demontiert. Das sei eine Besonderheit, sagte Kilz, gehe aber deutlich schneller. Zudem werden die Innenräume entkernt. Dabei habe man in den oberen Etagen an manchen Stellen Asbeststreifen gefunden. Allerdings bereite das geringe Ausmaß keine Probleme.
Der ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei, erläuterte die Gründe für die Sanierungsarbeiten. »Die Standards sind nicht mehr das, was der Patient heute erwartet.« So seien die Nasszellen viel zu klein. Ein großer Patient habe sein geschientes Bein beim Toilettengang immer in die Dusche stellen müssen, erzählte Frei. Zudem seien 4-Bettzimmer nicht mehr zeitgemäß. Diese werden nun in 3-Bettzimmer umgewandelt und die Nasszellen vergrößert. Zu gleichen Anteilen soll es ab Ende 2016 dann Einzel-, Doppel und 3-Bettzimmer im Bettenhochhaus geben. Frei zufolge seien die Einschränkungen während der Bauphase sehr gering. Das liege an der Charité Campus Klinik (CCK), einem viergeschossigen Interimsgebäude, das aus 150 Modulen besteht und 339 Betten hat. »Das CCK wird erstaunlich gut angenommen«, sagte Frei. Ein befürchteter Patientenrückgang sei nicht eingetreten, die Geburtsmedizin habe sogar steigende Zahlen zu verzeichnen.
Vorstandsvorsitzender Karl Max Einhäupl hob stärker das Wettbewerbsargument für die Sanierungs- und Umbauarbeiten hervor. Für die Charité seien diese Arbeiten extrem wichtig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Nach den Umbauten, von denen sich Einhäupl durch eine energieeffiziente Fassade auch eine Verringerung der Energiekosten verspricht, sei man aber gut aufgestellt, um insbesondere mit den Wettbewerbern in Heidelberg und München zu konkurrieren. Und er sprach auch schon den nächsten Schritt an. Nach 2016 könne - mit neuem Geld - die Sanierung des Standorts Steglitz angegangen werden.
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