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Fußball in Zeiten des Krieges

Am Freitag startet die neue Saison in der ersten ukrainischen Liga

  • Thomas Dudek
  • Lesedauer: 3 Min.
Der ukrainische Fußball wird von Oligarchen bestimmt: Obwohl im Osten des Landes mit Waffen gekämpft wird, soll die erste Liga wieder starten. Ausländische Profis haben sich von ihren Klubs abgesetzt.

Ob Edmar die Spucke weggeblieben ist, als er vor einigen Tagen seinen Briefkasten geöffnet hat, ist nicht überliefert. Doch zumindest erstaunt dürfte der 34-jährige Mittelfeldspieler von Metalist Charkow gewesen sein. Denn in der Post des elfmaligen ukrainischen Nationalspielers befand sich ein Einberufungsbefehl in die ukrainische Armee.

Konsequenzen dürfte dieser für den in Brasilien geborenen Fußballprofi nicht haben. Doch die Geschichte von Edmar Halovskij de Lacerda, wie der Fußballer seit seiner Heirat mit einer Ukrainerin mit vollem Namen heißt, spiegelt den Einfluss der kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten des Landes auf den ukrainischen Fußball wider. Einheimische Profis müssen damit rechnen, in die Armee eingezogen zu werden. Viele Legionäre wiederum weigern sich trotz gut dotierter Verträge, zu ihren Arbeitgebern zurückzukehren. Neben den südamerikanischen Profis von Schachtjor Donzek - Douglas Costa, Fred, Dentinho, Ismaily, Alex Teixera sowie Facundo Ferreira - haben sich in dieser Woche auch vier argentinische Fußballer des letztjährigen Vizemeisters Metalist Charkow von der Mannschaft abgesetzt.

Nichtsdestotrotz hielt der ukrainische Fußballverband FFU an dem Ligabeginn am Freitag fest. Und dies, obwohl der Spielbetrieb der »Premjer Liha« lange auf wackligen Beinen stand. So mussten sich die vier Klubs aus der Krisenregion zumindest für die nächste Zukunft neue Austragungsorte für ihre Heimspiele suchen. Während Zorja Luhansk sowie Aufsteiger Olimpik Donezk nach Kiew umziehen, hat es Schachtjor sowie den Lokalrivalen Metalurg in das 1200 Kilometer westlich gelegene Lwiw verschlagen. Das wird zumindest die Verantwortlichen der westukrainischen Stadt freuen wird, da somit die extra für die Europameisterschaft 2012 errichtete Arena Lwiw wenigstens kurzzeitig regelmäßig genutzt wird.

Heftige Diskussionen gab es bis zum Schluss um die Form der »Premjer Liha«. Durch die russische Krim-Annexion im Frühjahr und der Insolvenz von Arsenal Kiew, reduzierte sich das Teilnehmerfeld der Liga von 16 auf 14 Mannschaften. Ein Verlust, der durch die bestplatzierten Klubs der »Perscha Liga« nicht wettgemacht werden konnte, da die meisten ukrainischen Zweitligisten den Spielbetrieb in der höchsten Spielklasse nicht finanzieren können. So blieb Olimpik Donezk der einzige Aufsteiger.

Bis kurz vor Ultimo wurde auch über den generellen Spielmodus gestritten. Die Verantwortlichen von Schachtjor Donezk wollten die 14 Mannschaften nach der Hin- und Rückrunde in drei Gruppen aufteilen. In der einen sollten die ersten vier Mannschaften der Tabelle in je zwei Runden die Meisterschaft und die Plätze für die Europa League unter sich ausmachen. In die zweite Gruppe wären die Teams auf den Plätzen fünf bis acht gelandet. Und in der letzten Gruppe sollten die sechs letztplatzierten Mannschaften in einer Runde um den Klassenerhalt kämpfen. »Durch mehr Spitzenspiele erhöht sich die Qualität der Spieler«, argumentierte Sergej Palkin, Direktor von Schachtjor Donezk.

Beim großen Konkurrenten aus der Hauptstadt Dynamo Kiew - und auch anderen Vereinen - gab es jedoch Widerstand gegen diese Pläne. Dieser hatte aber nicht nur sportliche Gründe, sondern verfolgte auch die wirtschaftlichen Interessen der groß im ukrainischen Fußball mitmischenden und untereinander konkurrierenden Oligarchen. Denn von mehr Spitzenspielen hätte auch »Futbol 1«profitiert, ein Fußballsender, der zum Firmengeflecht von Schachtjor-Besitzer Rinat Achmetow gehört. Der Streit dauerte so lange, dass man erst am Dienstag einen Kompromiss verkünden konnte. Diese Saison wird die Premjer Liha 26 Spieltage haben.

Doch trotz dieser Niederlage am Verhandlungstisch darf Rinat Achmetow zumindest aus sportlicher Sicht zuversichtlich auf die nächste Saison blicken. Auch ohne die fehlenden Legionäre gewann Meister Schachtjor Donezk am Dienstag mit einem 2:0 gegen den Pokalsieger Dynamo Kiew den ukrainischen Supercup und setzte damit ein erstes sportliches Ausrufezeichen. Im ersten Ligaspiel der neuen Saison treffen heute Metalurg Donezk und Dnjepr Dnjepropetrowsk aufeinander - in Lwiw.

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