Blutiger Kampf um Macht und Pfründe

Milizen in Libyen mit viel Waffen und wenig Kontrolle

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Libyen steht drei Jahre nach dem Sturz von Muammar al-Gaddafi nur noch einen Schritt entfernt vom totalen Chaos. Nach Einschätzung der US-nahen International Crisis Group sind 125 000 der sechs Millionen Libyer bewaffnet. Die wichtigsten bewaffneten Gruppen in Libyen:

Libysche Armee: Die offiziellen Streitkräfte mit etwa 35 000 Soldaten sind angesichts der bewaffneten Übermacht an Milizen nicht dominierend. Ständig kommt es zu Desertionen. Bei Auseinandersetzungen in den vergangenen zwei Jahren setzte die Armee in Kämpfen häufig auf die Hilfe von Milizen. Soldaten, die unter Gaddafi dienten, wurden größtenteils aus der Armee ausgestoßen.

Al-Saika: Die Eliteeinheit besteht aus bis zu 5000 paramilitärischen Kämpfern. Sie untersteht dem Verteidigungsminister, kämpft aber gemeinsam mit dem abtrünnigen Generalmajor Chalifa Haftar in dessen »Operation Würde« im Osten des Landes gegen islamistische Gruppierungen. Das neu gegründete Militärbündnis aus abtrünnigen Soldaten nennt sich »Nationale Armee«.

Misrata-Brigaden: Angeblich gehören zu ihr etwa 230 Kommandos mit unsgesamt 40 000 Kämpfern. In der Stadt Misrata wurde im Oktober 2011 der ermordete Gaddafi in einem Kühlhaus zur Schau gestellt, bevor er an einem unbekannten Ort in der Wüste begraben wurde. Die Misrata-Brigaden sind derzeit in die heftigen Kämpfe am internationalen Flughafen Tripolis verwickelt.

Libyens Schutzschild: Die Gruppe wurde 2012 gegründet, um Anti-Gaddafi-Milizen zu sammeln. Die Brigaden mit 6000 bis 12 000 Mitgliedern stehen der Muslimbruderschaft nahe.

Operationszentrum der Revolutionäre in Libyen: Die 200 bis 350 Mann starke Kampfbrigade wurde Anfang 2013 gegründet und untersteht dem Parlamentspräsidenten. Davon unbeeindruckt beteiligten sich bewaffnete Mitglieder der Gruppierung an der Entführung des Ministerpräsidenten Ali Seidan. Offiziell ist die Truppe derzeit dem Verteidigungsminister unterstellt.

Wächter der Erdöleinrichtungen: Die Brigade wurde einst vom Verteidigungsministerium bezahlt. Allerdings machten sich die Kämpfer unter Ibrahim Dschadh᠆ran selbstständig. Sie blockieren wichtige Ölverladehäfen und fordern die Autonomie der Ostlibyens, also der Cyrenaika mit Bengasi als Hauptstadt. Die »Wächter« behaupten, 17 000 Kämpfer unter ihrem Kommando haben.

Ansar al-Sharia: Schätzungen über die Zahl der Mitglieder reichen bis zu 5000. Die radikalste islamische Gruppe will einen Gottesstaat errichten. Sie soll an dem Angriff auf das US-Konsulat beteiligt gewesen sein, bei dem im September 2012 der Botschafter starb. dpa/nd

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