NOlympia-Widerstand formiert sich

Verbände, Gruppen und Linkspartei schließen sich zu einem neuen Bündnis zusammen

  • Tim Zülch
  • Lesedauer: 3 Min.
Gegen Olympische Sommerspiele in Berlin regt sich Widerstand. Ein Bündnis will den Erfolg der NOlympia-Bewegung der 90er Jahre wiederholen. Damals ging Berlin zugunsten von Sydney leer aus.

Umweltverbände, stadtpolitische Gruppen, Sportvereine sowie die LINKE haben sich bei einem Treffen darauf verständigt, zusammen eine mögliche Bewerbung Berlins für die Olympische Sommerspiele in den Jahren 2024 oder 2028 zu verhindern. »Die Bewerbung Berlins für Olympia geht an vielen stadtpolitischen Erfordernissen und an den Wünschen der Bürger vorbei«, sagt Judith Demba von den Naturfreunden, die bereits in den 90er Jahren in der »NOlympia-Bewegung« aktiv war.

Dass der Senat eine Bewerbung derzeit offenbar im Alleingang durchziehen will, kritisiert das Bündnis scharf. »50 Millionen Euro, die allein die Bewerbung kosten soll, sehen wir in Schulen, Kitas und Breitensport besser angelegt«, heißt es im Aufruf des Zusammenschlusses.

Demba bewertete das erste »interne« Treffen vom Donnerstagabend als Erfolg. »Wir waren begeistert, dass so viele da waren«, sagt sie. Während Verbände wie der NABU, die Naturfreunde oder der Sportverein Roter Stern gleich unterzeichneten, erklärten andere Organisationen, dass sie die Idee zunächst mit ihren Mitgliedern besprechen müssen. Natürlich, sagt Demba, gebe es bei den Naturfreunden auch weitergehende Forderungen, etwa solche Megaevents ganz abzuschaffen. Aber im Bündnis liege der Schwerpunkt auf der Verhinderung der Olympiade speziell in Berlin. »Das ist der kleinste gemeinsame Nenner.«

Die Bündnisgründung erfolgte zu jenem Zeitpunkt, in dem Medien über erste Pläne des Senats berichteten. So soll das olympische Dorf für die Spiele mit 5000 Wohnungen gegebenenfalls auf dem dann geschlossenen Ex-Flughafen Tegel errichtet werden. Auch neue Hinweise auf zu nutzende Sportstätten gab es. Da will der Widerstand mit eigenen Plänen nicht hinten anstehen. In Bezug auf die Bewerbung Hamburgs zeigen sich die Olympia-Gegner Berlins solidarisch mit dem hanseatischen Protest. Man wolle sich austauschen, heißt es. Der Fokus liege aber auf Berlin.

Bereits im August will das »NOlympia-Bündnis« erste Aktionen starten. Eile ist angesagt, weil der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), dem das Land Berlin bis Ende August einen Fragenkatalog beantworten soll, schon im Oktober eine Entscheidung über die Bewerbung Deutschlands für die Sommerspiele treffen will. Der DOSB will sich dann auf eine der beiden Städte festlegen.

Die sportpolitische Sprecherin der LINKEN im Abgeordnetenhaus, Gabriele Hiller, kritisierte in diesem Zusammenhang im »nd«, dass den DOSB niemand legitimiert habe: »Das sind doch nur einige Männer, die wollen dass Olympia nach Deutschland kommt.« Die Abgeordnete würde das für die Bewerbung nötige Geld lieber woanders investieren. »In einer Stadt, in der Schulsport ausfällt, weil Sporthallen fehlen, müssen die Prioritäten anders gesetzt werden«, sagt Hiller. Der Senat habe dem Sport einen Solidarpakt versprochen und dieses Versprechen nicht gehalten.

So verwundert es wenig, dass auch neue Versprechen bezüglich der Nutzung vorhandener Stätten wie der Alten Försterei oder der Trabrennbahn Karlshorst sowie Kosteneinsparungen durch temporäre Sportstätten, die Olympiagegner wenig beeindrucken. »Das sind doch die Gleichen, die schon in den 90ern Befürworter einer Bewerbung Berlins für Olympia 2000 waren«, kritisiert Demba. Betrachte man die Kostenexplosionen am BER, sei klar, dass auch das Missmanagement in Berlin immer noch zu Hause sei. Demba sieht deshalb gute Chancen, zusammen mit den Bürgern eine Vergabe Olympischer Spiele an Berlin ein zweites Mal zum Scheitern zu bringen.

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