Ethik, Moral und Geschäft

Regina Stötzel über die Debatte um ein Sterbehilfeverbot

Wird bei Entscheidungen im Bundestag der Fraktionszwang aufgehoben, hat man es mit Sternstunden der Demokratie zu tun. Eine solche steht bevor, wenn nach der Sommerpause über ein Verbot der Sterbehilfe zu debattieren ist. Der freiwillige Tod mit fremder Hilfe ist nämlich eine Frage von Ethik und Moral, so die einleuchtende Begründung.

Wer mit ärztlicher Unterstützung sein Leben beenden möchte, hat zuvor in der Regel infolge seines Leidens das deutsche Gesundheitssystem sehr gut kennengelernt. Er weiß, dass es ein Einzelzimmer meist nur mit entsprechender Zusatzversicherung gibt, dass jahrelange Pflegebedürftigkeit die Angehörigen finanziell ruinieren kann und dass eine ausreichende Verpflegung mit schmerzstillenden Medikamenten allein noch keine Würde für die Restlebenszeit verspricht. Das Geschäft mit dem Tod, wie es gewerbliche Sterbehilfevereine betreiben, ist ein kleines verglichen mit dem Geschäft mit der Krankheit. Und das wird heutzutage von Konzernen betrieben, die, je nach Geschäftstüchtigkeit, Profit machen oder pleitegehen. Dies ist das Resultat vieler Entscheidungen und Reformen, die - ohne Aufhebung des Fraktionszwangs - vollzogen wurden, und führt dazu, dass es nicht mehr möglich ist, über das Thema Sterbehilfe nur nach Ethik und Moral zu entscheiden.

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