EZB sieht große Risiken für Konjunktur
Wirtschaftsentwicklung im Euroraum auch wegen geopolitischer Risiken unter Druck / Währungshüter wollen noch mehr Sparanstrengungen
Berlin. Die Risiken für die Konjunktur im Euroraum sind nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) weiterhin immens. »Insbesondere erhöhte geopolitische Risiken sowie die Entwicklung in den Schwellenländern und an den globalen Finanzmärkten könnten die Konjunkturlage negativ beeinflussen«, schreiben die Währungshüter in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht. Denkbar seien Auswirkungen auf die Energiepreise und die weltweite Nachfrage nach Erzeugnissen aus den 18 Euroländern.
EZB-Präsident Mario Draghi hatte vor einer Woche in Frankfurt gesagt, nach seiner Einschätzung werde »insbesondere die Lage in der Ukraine und Russland ... größere Auswirkungen auf die Eurozone haben«. Was genau die Sanktionen gegen Russland und die Gegenmaßnahmen der russischen Seite für die Wirtschaft des Währungsraums nach sich ziehen werden, sei allerdings noch schwer abschätzbar. »Zu den weiteren Abwärtsrisiken zählen unzureichende Strukturreformen in den Ländern des Euroraums und eine schwächer als erwartet ausfallende binnenwirtschaftliche Nachfrage«, bekräftigte die EZB.
Insgesamt geht die Notenbank jedoch davon aus, dass »die Erholung der Wirtschaft des Euro-Währungsgebiets weiter moderat und uneinheitlich verlaufen wird«. Die Exportnachfrage dürfte »von der anhaltenden globalen Erholung profitieren«, heißt es im Monatsbericht. Zudem erwarten die Währungshüter, dass die Binnennachfrage unter anderem durch das viele billige Zentralbankgeld begünstigt wird. Der Leitzins liegt auf dem Rekordtief von 0,15 Prozent. Zudem können sich Banken ab September neue Langfristkredite bei der EZB borgen. Die Notenbank will durch diese Maßnahmen die Kreditvergabe ankurbeln, das würde der Konjunktur auf die Sprünge helfen. Allerdings sei die Arbeitslosigkeit im Euroraum nach wie vor hoch, stellt die EZB fest. dpa/nd
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