»Der Pokal ist ein ganz schön schweres Ding«
Freie Turner Braunschweig mit Torwart Daniel Reck hoffen auf Sensation gegen den 1. FC Köln
Daniel Reck hat zwar noch kein einziges Spiel im DFB-Pokal bestritten, doch er weiß genau, wie es sich anfühlt, die zwölfeinhalb Pfund schwere Trophäe in die Höhe zu stemmen. Damals am 11. Mai 2002 stand er als 13-jähriger Steppke im Lametta-Regen des Berliner Olympiastadions und posierte stolz wie Oscar neben seinem berühmten Papa Oliver, der mit Schalke gerade den Cup geholt hatte.
»Diesen Moment werde ich nie vergessen«, erinnert sich Daniel Reck. »Der Pokal ist schon ein ganz schön schweres Ding«. Und zwölf Jahre nach der magischen Nacht von Berlin steht Reck junior nun plötzlich selbst im Rampenlicht. Der Torwart wandelt auf den Spuren seines Vaters und trifft mit den Nobodys der Freien Turner Braunschweig in der ersten Pokalrunde am Sonnabend auf den 1. FC Köln.
»Ich freue mich tierisch auf das Spiel. Diese Begegnung steht im Moment über allem«, sagte Reck. Auch wenn sein Vater aufgrund des Spiels seines Klubs Fortuna Düsseldorf bei den Würzburger Kickers nicht vor Ort mitfiebern kann, rechnet sich der 25-Jährige im Duell des Regionalliga-Aufsteigers gegen den Bundesliga-Neuling durchaus Chancen aus: »Das Tolle am DFB-Pokal ist doch, dass es immer wieder große Überraschungen gibt. Wir glauben jedenfalls fest an das Wunder.«
Es wäre nicht das erste sportliche Wunder, das Reck hautnah miterlebt. Selbst stieg der Student des Wirtschaftsingenieurwesens zuletzt zweimal mit den Braunschweigern auf, schaffte den Durchmarsch aus der sechsten in die vierte Liga. Noch mehr kuriose Spiele sah Reck früher aber bei seinem Vater, der in seiner aktiven Zeit bei Werder Bremen und Schalke 04 für jede Menge Schlagzeilen sorgte.
In die Fußstapfen seines Vaters, der inzwischen als Trainer beim Zweitligisten Düsseldorf arbeitet, trat Daniel Reck aber eher zufällig - und erst im Alter von 17 Jahren. »Günter Hermann war damals mein Trainer beim VSK Osterholz-Scharmbeck. Und dort hatten wir plötzlich ein Problem auf dieser Position. Also hat sich Hermann gedacht, dass ich doch die Gene meines Vaters haben müsste und er hat mich ins Tor gestellt«, erzählt Reck, der in der C- und B-Jugend von Werder Bremen noch im defensiven Mittelfeld gespielt hatte.
Profi wie der berühmte Vater wollte der Filius allerdings nie werden. »Ich habe schon als Kind gemerkt, dass so ein Leben viele Nachteile mit sich bringt. Lieber wollte ich Zeit für Freunde und andere Dinge haben.« Und doch hat ihn die Prominenz des Papas längst eingeholt. So versuchen ihn einige Fans in Anlehnung an den Spitznamen seines Vaters als »Pannen-Dani« zu verunsichern. »Das gehört einfach dazu«, sagt Reck und meint augenzwinkernd: »Dabei mache ich gar nicht so viele Fehler.«
Wenn er seinen Kasten am Wochenende gegen Köln sauber hält, könnte es mit der Sensation der Freien Turner klappen. »Wir werden feiern«, verspricht Reck, »ganz unabhängig vom Ergebnis.« SID/nd
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