Mit goldenen Schuhen auf Achse

Die Ungarin Katinka Hosszú schwimmt bei der EM in Berlin viel und erfolgreich - und ist Vorbild für den DSV

  • Andreas Morbach
  • Lesedauer: 3 Min.
Der EM-Titel am Montagabend über 400 Meter Lagen soll für Katinka Hosszú in Berlin nicht der letzte gewesen sein. In ihrer großen Medaillensammlung fehlt nur noch eine olympische.

Das Schuhwerk der Katinka Hosszú macht schon mal was her. Zur blauen Kappe, dem roten Polo-Shirt und der blauen Trainingshose trägt die ultimative Vielschwimmerin der Berliner EM goldene Sportschuhe. Wie frisch poliert sehen sie aus, leuchten gülden von den Füßen der 25-jährigen Ungarin, die in diesen Tagen mal wieder schwer auf Achse ist. Zehn Einzelstarts, dazu ein Staffelrennen - ein derartiges Pensum spult im Velodrom kein anderer EM-Teilnehmer auch nur annähernd ab. »Das ist das erste Mal, dass ich so viel schwimme, aber ich habe das während der Saison schon praktiziert«, erzählt Hosszu und verweist grinsend auf die letzte WM: »In Barcelona bin ich sechs Strecken geschwommen, und jetzt sind es eben ein paar mehr.«

Ein paar Medaillen wolle sie in Berlin einpacken, dazu einige persönliche Bestzeiten schwimmen, sagt die in den USA zur Psychologin ausgebildete Frau. Dabei war Hosszú am ersten Finalabend auf bestem Weg, über 400 Meter Lagen nicht nur ihre eigene Top-Marke, sondern auch gleich den Weltrekord zu knacken. Bis zur Schlussbahn lag sie klar auf Kurs, brach auf den letzten 50 Metern aber ein. So verpasste sie bei ihrem immer noch deutlichen Sieg vor der Spanierin Mireia Belmonte Garcia auch ihren eigenen Europarekord. »Am Ende war ich tot, weil ich die ersten 300 Meter so schnell angegangen bin«, schnaufte Hosszú, als sie aus dem Berliner Wasser geklettert war - in dem sie am Dienstagmorgen als Vorlauffünfte über 100 Meter Freistil schon wieder ins Halbfinale kraulte.

Am Mittwoch steht da der Endlauf an. Topfavoritin auf Gold ist die Unermüdliche aus Pécs, die schon als Dreijährige bei ihrem Opa schwimmen lernte und zehn Jahre später erstmals im ungarischen Nationalteam stand. Und auch über die 200 Meter Lagen - die sie, neben der doppelten Distanz, schon bei der WM im Vorjahr gewann, geht sie als Sieganwärterin an den Start.

Im Fahrwasser von Barcelona stellte Hosszú bei den Kurzbahn-Weltcups in Eindhoven und Berlin im vergangenen August innerhalb von fünf Tagen sechs Weltrekorde auf, kassierte dafür 80 000 Euro an Preisgeld und Prämien. Allein im Zeichen der fünf Ringe blieb die Goldschuhträgerin bislang blass. Bei drei Versuchen sprang noch kein Stück Edelmetall für sie heraus, diesen Bann will sie im übernächsten Sommer auf jeden Fall brechen.

Hosszús Leistungen sind Wasser auf die Mühlen von Chefbundestrainer Henning Lambertz, der von den DSV-Schwimmern künftig deutlich größere Trainingsumfänge fordert. Auch Hosszús Landsleute Laszlo Cseh, ein Lagenexperte, und Brustschwimmer Daniel Gyurta zählen auf längeren Strecken zur Weltspitze. Ebenso wie die Freiwasserschwimmerin Eva Risztov, in der Vorwoche EM-Zweite über die olympischen 10 Kilometer - oder deren Teamkollegin Anna Olasz, Zweite über 25 Kilometer. Eine Ansammlung starker Ausdauerathleten, bei denen Lambertz ins Grübeln kommt. Sein persönliches Ziel ist es, die deutschen Beckenschwimmer bis zu den Olympischen Spielen 2020 wieder zur Nummer eins in Europa zu machen - und der ehrgeizige Coach führt dafür einen schlichten Grund an. »Wir haben«, sagt er, »genug Potenzial in Deutschland, wir haben eine hohe Einwohnerzahl, so dass wir uns gegenüber Ländern wie Frankreich und Ungarn auf keinen Fall verstecken müssen.«

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