Lebensretter plagen Nachwuchssorgen

Wasserrettungsdienst blickt auf schwierige Saison zurück / 1400 Mal war die DLRG bereits im Einsatz

  • Guido Speckmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine angespannte Lage auf den Gewässern Berlins stellt die DLRG fest. Nicht nur das Wetter ist schuld. Die ehrenamtliche Organisation hat Nachwuchssorgen. Schwimmen wird bei Jugendlichen unbeliebter.

Was die sieben jungen Frauen und fünf Männer diese Woche auf sich genommen haben, ist nicht selbstverständlich. Trotz eher herbstlichen Wetters und einer Wassertemperatur von 20 Grad erschwammen sie sich diese Woche das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen im Müggelsee. »Die Prüfung zum Rettungsschwimmer ist im Freiwasser besonders anspruchsvoll«, sagt Lehrgangsleiter Patrick von Krienke von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). »Zu den schon unter Schwimmbadverhältnissen anstrengenden Prüfungen kommen hier Wellen, Wind, Strömung und Kälte.« Doch die Mühen haben sich gelohnt: Die zwölf jungen Rettungsschwimmer wurden am Freitag auf der Wasserrettungsstation Friedrichshagen mit dem traditionellen »Rettersprung« in die Gemeinschaft der Berliner Rettungsschwimmer aufgenommen.

In der Regel findet die Ausbildung im Schwimmbädern statt. Jedes Jahr nimmt die DLRG Berlin über 2000 Rettungsschwimmprüfungen ab. Doch die ehrenamtlich Organisation beklagt dieses Jahr eine schwierige und angespannte Einsatzlage. »Diesen Sommer ist viel los auf Berlins Gewässern«, sagt Landeseinsatzleiter Frank Villmow. Und von Krienke ergänzt: »Wir haben es dieses Jahr mit einer großen Einsatzbelastung zu tun.« Der Grund ist die Häufung von Einzelereignissen, zum Beispiel Stürme. Bis dato war die DLRG berlinweit bereits 1400 Mal im Einsatz, um Menschen auf, am und im Wasser aus der Not zu helfen. In der Regel fallen pro Jahr rund 2000 Einsätze an. Diese Saison kamen bis jetzt fünf Menschen beim Baden ums Leben.

Die angespannte Lage der Organisation ist aber auch Ausdruck der Tatsache, dass bei jungen Berlinern die Freizeittätigkeit Schwimmen und das Ehrenamt unbeliebter wird, sagt von Krienke. Eine Folge dessen ist, dass immer weniger Berliner schwimmen können. Unter den Erwachsenen trifft es jeden Vierten, bei den Kindern ist es bereits jedes zweite. Unlängst hatte zudem eine Anfrage der Grünen beim Senat ergeben, dass trotz Schwimmunterrichts in den Schulen 18,6 Prozent der Schüler nicht ausreichend schwimmen können. Landeseinsatzleiter Villmow hatte anlässlich dieser Zahlen gefordert, dass bereits die Familien in der Pflicht stünden, ihren Kindern noch vor der Schule das Schwimmen beizubringen.

Die DLRG hat somit ebenfalls Probleme, Nachwuchs zu finden und diesen zu binden. Anteil daran haben auch die Bäderschließungen der vergangenen Jahre und die »restriktive Bäderpolitik« in Berlin, sagt von Krienke. Die Folge: Die DLRG ist überaltert. Und das betrifft auch die Ausrüstung. In der Station Friedrichshagen zum Beispiel fehlt derzeit das Geld für den Ersatz eines defekten Bootes. Und das andere, noch funktionstüchtige, hat auch schon einige Jahre auf den Buckel. Es ist Jahrgang 1957.

Der DLRG finanziert sich im Wesentlichen über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Das Spendenvolumen sei immerhin in etwa gleich. Doch für Neuanschaffungen seien auch Fundraisingaktionen notwenig. »Wir sind auf zusätzliche ehrenamtliche Kräfte und Spenden angewiesen«, fasst Villmow die Lage zusammen.

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