Das Paradies als Baustelle

Achim Hübner ist tot

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Paradies war die Platte. Neubau, das war greifbare Gegenwart und Gleichnis zugleich. Wohnungsbauprogramm: Dünner wurden die Wände - auch die von Mensch zu Mensch? Das war die Frage in Hans Webers Erfolgsbuch »Einzug ins Paradies«, 1987 schuf daraus Achim Hübner, gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang Hübner, einen mehrteiligen Fernsehroman. Ein Projekt mit Tücken, den Sendeplatzgebern zu ehrlich, zu fragend, zu realitätsnah. Schließlich aber doch eine Erfolgsgeschichte, die im letzten Sommer der DDR sogar in der ARD lief. Mit einem grandiosen Ensemble von Kurt Böwe bis Rolf Ludwig, von Jutta Wachowiak bis Ursula Karusseit, von Eberhard Esche bis Hans-Peter Reinecke, von Werner Tietze bis Ursula Werner. Das Paradies als ewige Baustelle der Beziehungen. Das aufragend Neue und das tief verwurzelt Alte. Das eine gegen das andere, beides in einem.

Achim Hübner, 1929 in Berlin geboren, Regisseur am Maxim-Gorki-Theater und am Theater in Zittau, gehörte zur Gilde jener DDR-Fernsehregisseure, die wohl ein wenig im Schatten ihrer DEFA-Kollegen standen, aber doch solide, starke, prägende Filme drehten. Kraftvoll gefordert im TV-typischen Spannungsfeld zwischen repräsentativ-ideologischen Vorgaben und durchdringender Wahrhaftigkeit. »Geboren unter schwarzen Himmeln« (mit Barbara Dittus, Horst Hiemer), »Ich - Axel Cäsar Springer« (mit Horst Drinda) und »Dr. Schlüter« (mit Otto Mellies; Hübner führte Regie bei drei von fünf Teilen) - das waren Filme, die das Gespür des Regisseurs für Geschichtsepos, Melodram und Thriller offenbarten. Am gestrigen Montag ist Achim Hübner 84-jährig in Berlin gestorben. hds

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