Arm und immer noch ohne Flughafen
Wowereit größtes Projekt bleibt eine Baustelle
Schönefeld. Der Tag, an dem Klaus Wowereits Stern zu sinken begann, lässt sich genau ausmachen. Es ist der 8. Mai 2012. Da sagt Wowereit die große Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg ab - keine vier Wochen vor dem geplanten Start. »Eine bittere Erkenntnis«, wie Wowereit bekennt, über den plötzlich die ganze Welt lacht.
Aus der Traum vom »modernsten Flughafen Europas«. Baumängel, Planungsfehler, Technikprobleme haben - neben Erweiterungen - die Kosten auf mehr als das Doppelte steigen lassen. Vor Herbst 2016 wird der Neubau für 27 Millionen Passagiere pro Jahr wohl nicht startklar sein - also nicht vor der nächsten Berliner Abgeordnetenhauswahl.
Mit keinem Projekt ist die Karriere des Regierenden Bürgermeisters enger verknüpft, auch wenn es vor seiner Amtszeit geplant wurde. Noch im April versicherte Wowereit: »Der Flughafen wird eröffnet werden, und ich werde dabei sein - als Regierender Bürgermeister.«
Nun ist klar: Der Mann, der vor acht Jahren den Spaten in den sandigen Boden von Schönefeld drosch, noch geradezu jugendlich anmutend - er wird sein Lieblingsprojekt nicht als Regierungschef eröffnen. Ob er Aufsichtsratschef der Betreibergesellschaft bleibt, ist indes offen.
Ausgeschlossen ist es nicht. Wowereit hat das schwer vermittelbare Amt - nach einem kurzen Zwischenspiel des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) - erst vor einem Dreivierteljahr wieder übernommen. Er wolle sich nicht wegducken, sagte er damals.
Gegen alle Widerstände hat Wowereit für das umstrittene Projekt an der Stadtgrenze gekämpft, spricht weiter von einer Erfolgsgeschichte und von vielen Arbeitsplätzen am bundesweit drittgrößten Flughafen.
Auf dem Tiefpunkt vertraute Wowereit sein Projekt ausgerechnet Hartmut Mehdorn an, mit dem ihn eine Hassliebe verbindet. Dass Wowereit nun hinwirft, mag auch damit zu tun haben, dass selbst ein Mehdorn nicht so schnell liefern kann, wie viele hofften. dpa/nd
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