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Gefechte in der Ukraine: AKW-Gegner warnen vor Gefahren

Greenpeace: Panzerbrechende Waffen können Reaktorhülle durchschlagen / AKW Saporoschje nur 200 Kilometer von der Front entfernt / Ökoinstitut in Darmstadt: Meiler sofort herunterfahren

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace sieht in den Kämpfen in der Ostukraine eine wachsende Gefahr für ein Atomkraftwerk in der Region. Die Front verläuft etwa 200 Kilometer vom AKW Saporoschje entfernt, dessen aus Sowjetzeiten stammende Reaktoren nur unzureichend gegen Beschuss geschützt seien. Sie gilt als größte Atomanlage Europas. »Es gibt in der Region viele panzerbrechende Waffen, die diese Hülle durchschlagen können«, sagte Tobias Münchmeyer, Atomexperte von Greenpeace, der »Westdeutschen Allgemeinen Zeitung«. Die Reaktorhülle aus Beton sei nur 1,20 Meter dick und überstehe nur den Absturz kleinerer Flugzeuge, so Münchmeyer.

Er verwies zudem auf ein weiteres Risiko: Da alle Meiler russischer Bauart sind, sei auch die Abhängigkeit von russischen Experten und Ersatzteilen groß. »Man kann sich vorstellen, dass nötige Lieferungen jetzt ausbleiben.« Auch ein Angriff auf die Stromversorgung oder das Stromnetz könne durch den Ausfall der Kühlung verheerende Folgen haben. Der Ausfall der Stromversorgung über mehrere Stunden könne zu einer Kernschmelze führen. »Dann haben wir eine Situation wie in Fukushima«, zitiert die Zeitung Michael Sailer, Atomexperte vom Ökoinstitut in Darmstadt. Derzeit seien in der Ukraine 15 Reaktoren an vier Standorten in Betrieb. Sie decken rund die Hälfte des Strombedarfs des Landes. Da niemand wisse, ob sich die Kämpfe ausweiten, müssten die Reaktoren möglichst rasch heruntergefahren werden, fordert er.

Die deutsche Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) beobachtet die Entwicklung nach eigenen Angaben sehr genau und stehe in engem Austausch mit den Behörden in der Ukraine. Es gebe aber zurzeit »keine Informationen, die Anlass zu konkreten Beunruhigungen geben«, teilte die GRS nach Angaben der Zeitung mit.

In einem Bericht der ARD hatte Nikolai Steinberg, Vorstandsmitglied in der ukrainischen Atomaufsicht, in einer Stellungnahme erklärt: »Atomkraftwerke und Krieg sind nicht miteinander vereinbar. Ein Krieg mit konventionellen Waffen in einem Gebiet mit Atomkraftwerken wird früher oder später unweigerlich zu einem 'nuklearen' Krieg.« dpa/nd

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