Watt saugst du?

Gute Leistung bei weniger Stromverbrauch - das müssen neue Modelle künftig können

  • Susanne Ehlerding
  • Lesedauer: 3 Min.
Seit Montag gelten in der EU neue Regelungen für die Energieeffizienz von Staubsaugern. Verbraucher müssen aber nicht befürchten, dass die Böden künftig schmutzig bleiben.

1600 Watt sind genug. Mehr als diese Leistung dürfen neue Staubsauger in der EU seit dem 1. September nicht mehr haben. Das schreibt die EU vor und führt gleichzeitig einen Aufkleber für die Sauger ein. Darauf sind Feinstaubwerte, Lautstärke, Saugleistung und Stromverbrauch vermerkt. Diese Eigenschaften werden jetzt unter genormten Bedingungen ermittelt. »Das Label ist gut, weil es eine deutlich bessere Vergleichbarkeit gewährleistet. Bisher wurde bei Staubsaugern nur die Leistung in Watt angegeben. Das sagt nicht wirklich etwas über die Reinigungsleistung aus«, erklärt Stefan Nakazi von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Vorgeschrieben ist nun erstmals, wie viel Schmutz neue Modelle mindestens wegsaugen müssen. Staubsauger, die weniger aufnehmen, werden nicht mehr zugelassen.

»Die neue Obergrenze von 1600 Watt können die meisten Hersteller sehr gut einhalten, ohne dass die Verbraucher länger saugen müssen«, räumt Nakazi etwaige Bedenken aus. Wichtiger als die Leistung des Motors sei die gesamte Konstruktion von der Düse über die Führung des Luftstroms und die Filtertechnik bis zur Dichtigkeit des Gehäuses, erklärt auch das Internetportal CO2online.de. Das belegt die Stiftung Warentest: »Keine Angst vor wenig Watt« lautet die Überschrift eines Testberichts vom Februar. Der Sieger unter den 74 getesteten Modellen verbraucht nur 870 Watt und ist damit schon für den nächsten Grenzwert gerüstet: Ab 2017 dürfen Staubsauger nur noch 900 Watt haben. Neu eingeführt wird dann auch ein maximaler Geräuschpegel von 80 Dezibel.

Weitere Geräte könnten folgen

Brüssel. Die EU-Kommission hat nach eigenen Angaben noch nicht entschieden, ob sie über Staubsauger, Waschmaschinen und Co. hinaus auch den Stromverbrauch weiterer Geräte deckeln will. Auf dem Weg sei eine vorbereitende Studie, sagte die Sprecherin von Energiekommissar Günther Oettinger vergangene Woche. Die von einer unabhängigen Beratungsfirma angefertigte Studie werde zeigen, ob Handlungsbedarf bestehe. Erst dann könnte die Kommission weitere Regulierungen vorschlagen.

Die EU hat in den vergangenen Jahren den Stromverbrauch vieler Haushaltsgeräte und Anlagen gedeckelt sowie Energieetiketten vorgeschrieben. Darunter sind Kühlschränke, Fernseher und Staubsauger. Für die klassischen Glühbirnen bedeuteten die Vorgaben faktisch das Aus, weil sie die Bestimmungen nicht erfüllen konnten.

Laut »Frankfurter Allgemeiner Zeitung« wird in Brüssel nun eine neue Serie von Vorgaben erwogen, unter anderem für Haartrockner, Wasserkocher, Akkuschrauber, Rasenmäher und Smartphones. Brüssel kann darüber allerdings nicht allein entscheiden. Die Länderregierungen und das EU-Parlament müssten der Regulierung jedes einzelnen Geräts zustimmen.

Der von der EU zum Bürokratieabbau verpflichtete CSU-Politiker Edmund Stoiber erteilte den neuen Plänen unterdessen eine scharfe Absage. »Die EU-Kommission hat sich zur Selbstbeschränkung bei der Regulierung verpflichtet und damit auch einiges erreicht. Die geplanten neuen Regelungen stehen dazu in einem eklatanten Gegensatz«, erklärte er. Stoiber zufolge soll sich die EU lieber um starke europäische Positionen in der Flüchtlingspolitik oder der Ukraine-Krise bemühen, statt sich um die Regulierung von Wasserkochern zu kümmern.

Die sogenannte EU-Ökodesign-Gesetzgebung soll helfen, die Energie- und Klimaziele der EU zu erreichen. Durch den geringeren Stromverbrauch soll sie nicht nur dem Klimaschutz nützen, sondern auch den Geldbeutel der Verbraucher schonen. AFP/nd

 

Ziel der Neuregelung ist es, die Verbraucher zu motivieren, möglichst sparsame Geräte zu kaufen. »Wenn ein Energieeffizienz-Label auf den Produkten ist, so die Hoffnung, werden Verbraucher das effizientere Gerät kaufen. Das hat bisher sehr gut funktioniert«, sagt Nakazi. »Bei Kühlschränken war die A-Klasse anfangs die höchste, bis das kein Qualitätskriterium mehr war. Heute haben wir A+++ Geräte.« Der Verbraucher wolle ja nicht Leistung in Watt kaufen, sondern gekühlte Lebensmittel haben oder einen gereinigten Teppich. »Wenn man das gleiche Ergebnis mit deutlich weniger Energie erreichen kann, ist das doch gut«, meint der Experte.

Sauger mit mehr als 1600 Watt dürfen allerdings noch ohne Label verkauft werden, wenn sie sich bereits auf dem Gebiet der EU befinden. Seinen alten Staubsauger kann man natürlich ebenfalls weiterbetreiben. Ein vorzeitiger Austausch rechne sich in den meisten Fällen nicht, schreibt CO2online. Dafür sei der Stromverbrauch zu gering. Ein besonders sparsamer Staubsauger verursacht laut Aussage des Freiburger Öko-Institutes jährliche Stromkosten von durchschnittlich 22 Euro, ein vergleichbares Gerät mit hoher Wattzahl rund 44 Euro.

Damit ist klar, dass effiziente Staubsauger nur einen kleinen Teil zum erklärten Ziel der EU beitragen, den Energieverbrauch bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. Durch Vorstudien aber ermittelt die EU immer, ob es sich überhaupt lohnt, für ein Produkt ein Energieeffizienz-Label zu vergeben. Ein Kriterium ist die Zahl der davon verkauften Einheiten. 200 000 müssen es mindestens sein, damit das Gerät unter eine EU-Verordnung fällt.

Für fünf neue Produktgruppen hat die EU im vergangenen Jahr Regeln erlassen: Neben den Staubsaugern sind Computer, Heizungen, Warmwasserbereiter und den Stand-by Betrieb elektrischer Geräte neu geordnet worden. Darunter fallen auch die neuen Bestimmungen für den Energieverbrauch von Kaffeemaschinen. In der Summe ergibt sich daraus europaweit bis 2020 eine Stromeinsparung von 720 Terawattstunden (TWh), das sind 720 Milliarden Kilowattstunden. Davon machen die Staubsauger 19 TWh aus. Zum Vergleich: Der jährliche Stromverbrauch in Deutschland beträgt rund 600 Milliarden Kilowattstunden.

Allerdings wird der Energieverbrauch trotz der Energieeinsparungen insgesamt fast gleich bleiben, prognostiziert die Deutsche Energieagentur. Denn die Geräte werden generell größer, haben mehr Funktionen und die Verbraucher kaufen mehr davon. All das trägt zum sogenannten Rebound-Effekt bei, der die Effizienzgewinne wieder auffrisst. Eine nachhaltige Lösung dafür gibt es bisher noch nicht.

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