Haha!
Hat SPD-Vize Stegner die Grünen vor Koalitionen mit der Union gewarnt? Über ein rot-grünes Twittergespräch mit Lachern im Glashaus
Zwischen dem, was gesagt wurde und dem, was dann geschrieben steht, reißt mitunter eine kleine Lücke auf, die den vor allem schmerzt, der etwas gesagt hat – und sich nun missverstanden, fehlinterpretiert, ins schiefe Licht gerückt sieht. Ein Licht, das mitunter freilich auch die Perspektive auf die Dinge geraderückt.
»Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner hat die Grünen angesichts der Koalitionsdebatte in Sachsen vor einer Annäherung an die Union gewarnt«, schreibt eine Nachrichtenagentur. Das könnte zum Lachen anregen, immerhin heißt die Partei, die im Bund mit der Union koaliert, sich also irgendwie an diese angenähert hat und sei es nur auf Zeit, genau: SPD. Weshalb der Grünen-Politiker Konstantin von Notz auch via Twitter genüsslich auf die Agenturmeldung hinwies – mit dem Hinweis: »Haha!«
Stegner ist im Kurznachrichtendienst so wenig aufs Maul gefallen wie im wirklichen Leben. Weshalb er in einen Twitterdialog mit von Notz einstieg, in dem es um die Frage ging, ob denn nun »die Warnung« an die Grünen ausgesprochen wurde oder nicht. In dem kompletten Interview mit der »Welt«, das der Nachrichtenagentur für die Schlagzeile »Stegner warnt ...« Anlass war, sagt der manches. Unter anderem, »die Führung der Grünen wird erkennen, was ihre Basis längst weiß«, dass nämlich ein Bündnis mit der Union den Grünen nicht gut tut. »Die Grünen sind eine progressive Partei und die Union ist von vorgestern.«
Aber von Warnung steht da: nichts. Jedenfalls nicht wörtlich aus dem Munde Stegner in Richtung Grüne. Die einzige Warnung, die er in dem Interview ausspricht, geht in Richtung Sozialdemokratie und hat etwas mit dem Verhältnis der SPD zur Linkspartei zu tun. Trotzdem findet sich der Satz in der Überschrift: »SPD-Vize Ralf Stegner warnt die Grünen vor einer Koalition mit der Union«.
Nun kommt man langsam in den Bereich der Korinthenkackerei: Kann man von einer Warnung an die Grünen sprechen wenn diese so gar nicht explizit formuliert war? Oder nicht? Aber ist es denn nicht genau so gemeint gewesen? Als Warnung? Es ist eigentlich egal.
Der Zeitung jedenfalls war Wichtigeres auch schon aufgefallen - der gar nicht so kleine Widerspruch, der von Notz zu seinem »Haha« drängte: Sie wies Stegner auf die durchaus rege Bündnistätigkeit der SPD mit der Union hin. Worauf der SPD-Vize erklärte, man müsse das Leben nehmen, wie es ist. Und, so schreibt es die Zeitung, aus dem sozialdemokratischen Glashaus ein Lachen zu vernehmen war. tos
ps. Inzwischen hat sich Ralf Stegner veranlasst gesehen, via Twitter »wegen der vielen Nachfragen und sinnentstellenden Verkürzungen bzw. Interpretation« auf das ganze Interview hinzuweisen.
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