Das kann weg!
Heute: Veronica Ferres
Jetzt ist es vorbei, das Sat.1 FilmFilm-TV-Event, vulgo »Die Staatsaffäre«, ein Film von und für Veronica Ferres, und die zehn Prozent Marktanteil, die er immerhin zusammenkratzte, bestürzt empfindliche Gemüter fast so sehr wie das Wahlergebnis in Sachsen: Auf jedem zehnten Fernseher glühte tatsächlich dieser Unsinn. Man bedenke allein die Stromverschwendung, ganz abgesehen von unrettbar verschmurgelten Hirnzellen, welche, die Wissenschaft weiß es, kaum je wieder nachwachsen. Der Plot der Schmierenkomödie allein schon erzeugte nichts als Grauen: Die Bundeskanzlerin (Veronica Ferres) trifft im frisch ernannten französischen Staatspräsidenten einen ehemaligen One-Night-Stand wieder - und wird daraufhin mit Zeugnissen jener Liebesnacht erpresst.
Die Kommentatoren haben versucht, ihren Spott fein zwischen die Zeilen zu gießen, aber die blanke Bizarrerie des Ereignisses ließ sich auf diese Weise kaum fassen: Ist es doch Steckenpferd ihres Mannes, Carsten Maschmeyer, in seinem Weinkeller die Politiker Männchen machen, also spielen zu lassen; eben jene Politiker, die seine Frau dann schauspielerisch verkörpert. In einem Satz: Ferres äfft die Bittsteller ihres Gatten nach. Es ist der blanke Wahnsinn, es ist Meta-Theater, endlos in sich selbst verschränkte Inszenierung. Tatsächlich gelang es ihr, sogar Merkel höchstselbst vorzuladen, auf das sie am lebenden Objekt studieren konnte: »... sie persönlich zu treffen war natürlich meine beste Vorlage, während der Dreharbeiten lud sie mich zu einem Empfang ein. Das war wirklich faszinierend, im kleinen Kreis bei ihr zu sein und sie zu beobachten, mit ihr zu reden, auch über die Rolle.«
Hier wurde so deutlich wie nie, was an Ferres-Filmen diesen sublimen Grusel erzeugt: Nicht nur, dass mittlerweile die halbe deutsche Geschichte an ihr entlangerzählt wurde; nicht nur, dass sie stets die deutsche Michaela mimt, die irgendwie schuldlos unschuldig wird; nicht nur, dass sie stets dieselbe stolze Provinzialität ausstrahlt. Ja nicht einmal ihre völlige Unfähigkeit, jemand anderen zu spielen als sich selber, die porentief gute Powerfrau, müsste man ihr anrechnen, denn das ist Qualitätssiegel all der großen »Filmstare« (Polt), mit denen dieses Land renommiert.
Der Irrsinn ist, dass man sich das Zustandekommen eines Ferres-Films exakt wie einen Ferres-Film vorstellen muss, nämlich, als würde für eine überkandidelte Millionärin allerhand Geld in die Hand genommen, um ihr den großen Traum vom großen Ruhm zu erfüllen - in völliger Abkopplung von den Erwartungen des Publikums. Hoffentlich findet sie bald ein neues Hobby.
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