Am Beginn der Karriere stand die Spartakiade

Vor 40 Jahren erlebte die Kinder- und Jugendspartakiade in der DDR ihre erfolgreiche Premiere

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.
Kinder- und Jugendspartakiade - ein Begriff, mit dem wohl jedes Mädchen, jeder Junge und deren Eltern in der DDR Erinnerungen verknüpfen. Vom 24. bis 31. Juli 1966, vor genau 40 Jahren, fand die erste Deutsche Kinder- und Jugendspartakiade in den Sommersportarten statt. Die Wintersportler waren bereits im Februar zu ihrer Premiere gekommen.
Auch die heutige Spitzensportlerin Claudia Pechstein aus Berlin, mit fünf Goldmedaillen im Eisschnelllaufen erfolgreichster deutscher Wintersportler, erinnert sich noch an ihren ersten Titel bei einer Spartakiade in Karl-Marx-Stadt. »Meine Medaille von 1985 habe ich noch«, sagt Pechstein.

Anfänge schon in 50ern
Im Jugendgesetz verankert, wurde die Veranstaltung zum zentralen Instrument, Kinder und Jugendliche zum regelmäßigen Sporttreiben zu bewegen und geeignete Sportlerinnen und Sportler für den Leistungssport zu finden. »Bereits Anfang der 50er Jahre wurden in der DDR erste Spartakiaden organisiert«, berichtet Ulrich Wille, der sich viele Jahre im Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) um die Belange des Jugendsports kümmerte. »Zunächst waren es die Sportvereinigungen, die mehrere Sportarten im Komplex anboten, wie die SV Chemie, die 1951 ihre erste Spartakiade veranstaltete«, so Wille weiter.
Es folgte die Ära der Pionierspartakiaden. Von 1954 bis 1965 trafen sich junge Sportler in Berlin, Dresden, Erfurt, Leipzig und Magdeburg. 1965 wurde dann die Kinder- und Jugendspartakiade eingeführt. Zunächst fanden die Kreis- und Bezirksspartakiaden und ein Jahr darauf die erste zentrale Spartakiade statt.
Generell standen die Kreisspartakiaden jährlich im Wettkampfprogramm. Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren durften an den Start gehen. Die erste Austragung 1965 zählte bereits 321 000 Teilnehmer. In den 80er Jahren nahmen dann regelmäßig über 900 000 Sportler an den Wettkämpfen teil. Jeweils im Wechsel mit den DDR-Spartakiaden wurden alle zwei Jahre Bezirksspartakiaden durchgeführt, die zur Ermittlung der besten Kinder und Jugendlichen dienten.

Pechsteins Karrierestart
Höhepunkte aller Wettkämpfe blieben jedoch die zentralen Spartakiaden der DDR, die zugleich eine Leistungsschau des sportlichen Nachwuchses darstellten. Im Austragungsjahr der Turn- und Sportfeste der DDR (1977, 1983, 1987) gab es gemeinsame Veranstaltungen. Hier traten die besten Sportler der Kreis- und Bezirksspartakiaden in fünf Winter- und 19 Sommersportarten gegeneinander an.
So auch Claudia Pechstein, die bei ihrer ersten Teilnahme 13 Jahre alt war. »Ich habe die 1500 Meter gewonnen. In 2:32:53. Das war damals auf jeden Fall eine sehr gute Zeit«, so Pechstein, die sich ansonsten kaum noch an diesen Wettkampf erinnern kann. Trotzdem blieb der Tag ausgesprochen wichtig für sie, da mit ihm ihre internationale Karriere begann. »Jetzt wurde es auch richtig interessant. Die Auslandsstarts kamen und 1988 wurde ich Vize-Welmeisterin im Mehrkampf der Juniorinnen.« Ein beispielhafter Weg für viele Spitzensportler der DDR.
»Die Spartakiadebewegung war ein bewährter gesamtgesellschaftlicher Prozess mit dem Ziel, den Kinder- und Jugendsport umfassend zu entwickeln«, resümiert Ulrich Wille, der nach 1990 in der Deutschen Sportjugend tätig war. »Auch im Ausland sprachen sich die Spartakiaden herum, zu denen jährlich auch Sportdelegationen anderer Länder zu Besuch kamen.«

Wiederbelebung erwünscht
Erst einige Jahre nach der Wende gab es mit den Kreis- und Landesjugendspielen eine zögerliche Fortsetzung bundesdeutscher Kinder- und Jugendwettkämpfe im Osten - jedoch mit weit niedrigerem gesellschaftlichen Stellenwert. Claudia Pechstein würde sich wünschen, dass das Konzept der Spartakiadebewegung wieder aufgenommen wird: »Warum nicht? Es ist immer gut, wenn sich viele junge Leute im Sport messen können.« Auch für den kränkelnden deutschen Leistungssport wäre es durchaus eine Überlegung wert.
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