Börse feiert Alibaba - Kurs schnellt in ungeahnte Höhen

Chinesischer Online-Riese begeht größten Börsengang aller Zeiten

  • Lesedauer: 3 Min.

New York. Riesen-Ansturm auf die Alibaba-Aktie: Der chinesische Onlineriese hat am Freitag mit dem größten Börsengang aller Zeiten einen fulminanten Erfolg gefeiert. Bei der Erstnotierung an der New Yorker Börse sprang die Aktie zum Handelsstart überraschend deutlich auf 92,70 Dollar. Das war weit über dem Ausgabepreis von 68 Dollar. Im Anschluss nahm er sogar Kurs auf die 100-Dollar-Marke. Die Börse jubelte, als Firmengründer Jack Ma sich freudestrahlend auf dem Parkett zeigte.

Alibabas Aktienpremiere ist ein Projekt der Superlative: 320 Millionen Anteilsscheine zum Ausgabepreis von 68 Dollar. Emissionserlös 21,8 Milliarden Dollar. Wenn Investmentbanken ihre Zeichnungsrechte ausüben, steigt das Volumen bis auf 25 Milliarden Dollar. Es ist der größte Börsengänge aller Zeiten. Der Firmengründer hatte zuletzt auch kräftig die Werbetrommel gerührt.

Der Andrang war seit dem Morgen gewaltig: Die Aktienbörse war mit Bannern des chinesischen Onlinekonzerns geschmückt, davor drängten sich die Journalisten, Händler und Offizielle um Firmengründer Jack Ma und sein Team. Das »Krokodil vom Jangtse« verzichtete jedoch darauf, persönlich die Börsenglocke zum Handelsstart zu läuten. Stattdessen ließ der Konzernchef acht Alibaba-Kunden den Vortritt, um das Firmenmotto »Customers first« symbolisch zu untermauern. Schon vor der Erstnotiz schnellte die Wall Street auf Rekordhöhen.

Noch nie hat ein Unternehmen bei seinem Aktiendebüt mehr Geld bei Investoren einsammeln können. Die bislang größten Börsengänge in den USA gelangen der Kreditkartenfirma Visa 2008, dem Autobauer General Motors bei seinem Neustart 2010 und Facebook im Jahr 2012. Weltweit liegt die Agricultural Bank of China bislang an der Spitze.

Alibaba ist beim tatsächlichen Handelsvolumen nach eigenen Angaben größer als Amazon oder Ebay. Zu den großen Handelsplätzen des Konzerns gehören die Plattformen Taobao, Tmall und Juhuasuan. 231 Millionen Käufer und acht Millionen Verkäufer wickelten hier im vergangenen Jahr Geschäfte über 248 Milliarden Dollar ab.

Alibaba wird an der Wall Street trotz seiner Größe ein Exot sein. Außerhalb Chinas war der Konzern bislang vergleichsweise unbekannt. Die Konzernstruktur mit etlichen Beteiligungsverzweigungen und verstrickten Eigentumsverhältnissen ist für Außenstehende nur schwer zu durchblicken. Außerdem kritisieren Analysten die Machtballung im engen Führungszirkel um Gründer Jack Ma.

Trotzdem war die Nachfrage der Investoren nach den Aktien bereits im Vorfeld des Börsengangs so riesig, dass der Konzern das obere Ende der Preisspanne für seine Anteilsscheine am Dienstag erhöht hatte. Am Ende war der Ausgabepreis auf 68 Dollar festgelegt worden.

Mit Sondersendungen im Fernsehen und Sonderausgaben von Zeitungen waren Millionen Chinesen auf den Börsengang eingestimmt worden. Stunden vor dem erwarteten Aktiendebüt in New York verfolgten knapp 23 Millionen Nutzer Diskussionen um Chancen und Risiken von Alibaba auf Chinas größtem Mikroblog Sina Weibo. Gleichzeitig gab es jedoch auch Kritik. Wegen der strengen Kapitalverkehrskontrollen ist es den meisten Chinesen nicht möglich, Aktien im Ausland zu kaufen. Ein Nutzer kritisierte online: »Das ist doch paradox: Eine chinesische Firma geht an die Börse, und Chinesen können nicht mitbieten.« dpa/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!