Wiedersehen ohne Sieger

Nach zwölf Jahren trafen der Hallesche FC und Dynamo Dresden wieder in einem Pflichtspiel aufeinander

  • Max Zeising, Halle
  • Lesedauer: 3 Min.
Lange gehörten der Hallesche FC und Dynamo Dresden zum festen Bestandteil der DDR-Oberliga. Nach der Wende gingen die Wege auseinander. Das Wiedersehen in Liga drei endete mit einem Remis.

Der Moment passte. Ausgerechnet vor der Drittligapartie des Halleschen FC gegen Dynamo Dresden wurde Maik Wagefeld verabschiedet. Der HFC-Spieler hatte zuvor viele Jahre das Trikot der Dresdner getragen. Eine Verletzung an der Achillessehne zwang ihn nun zum Karriereende. Beide Fanblöcke applaudierten. Das Duell der beiden langjährigen DDR-Oberligisten war aber noch aus einem ganz anderen Grund ein besonderes: Erstmals seit zwölf Jahren begegneten sich die Vereine wieder in einem Pflichtspiel. Zuletzt standen sie sich in der Saison 2001/02 in der damals viertklassigen NOFV-Oberliga gegenüber. Es war ein Wiedersehen, das der HFC beinahe für sich entschieden hätte. Doch nach mehreren vergebenen Chancen mussten sich die Hallenser mit einem 1:1 begnügen.

HFC-Stürmer Timo Furuholm hatte den Sieg zweimal auf dem Fuß. In der 80. Minute wurde er steil geschickt, schoss aber über das Tor. Und in der Nachspielzeit scheiterte er an Dynamo-Torhüter Benjamin Kirsten. Zuvor hatte Mathias Fetsch nach Vorlage von Justin Eilers die Dresdner Führung erzielt (25.) und HFC-Kapitän Tim Kruse nach einem abgefälschten Distanzschuss den Ausgleich besorgt (32.). Allerdings war die Schlussoffensive der Gastgeber nur durch die Gelb-Rote Karte gegen den Dresdner Innenverteidiger Michael Hefele möglich geworden (86.). Zuvor hatten sich beide Mannschaften im Spielaufbau schwer getan, die Hallenser noch weit mehr als die Dresdner. Letztlich ging das Unentschieden in Ordnung. »Wir haben weitestgehend die feinere Klinge geschlagen«, analysierte Dresdens Trainer Stefan Böger. HFC-Coach Sven Köhler meinte, dass es wichtig gewesen sei, nach dem Ausgleich schnell zurückzukommen. »Dresden hat den besseren Fußball gespielt, aber die letzte Chance hatten wir.«

Hätten die Hallenser das Spiel noch gewonnen, hätten sie damit die Statistik auf den Kopf gestellt. Denn in der DDR-Oberliga war Halle bloß Mittelmaß, Dresden jedoch meistens ein Titelkandidat. Seit 1962 gab es 48 Begegnungen, von denen 26 zugunsten der Dresdner und nur fünf zugunsten der Hallenser ausgingen. Dresden wurde achtmal DDR-Meister und siebenmal Pokalsieger, Halle gewann lediglich zweimal den Pokal.

Nach der Wende rutschten beide Vereine ab - Dynamo bis in die Oberliga, der HFC zeitweise bis in die fünftklassige Verbandsliga. Der Unterschied zwischen beiden Klubs, den es schon in der DDR gegeben hatte, drückte sich nun krasser aus: Dresden spielte meist ein paar Ligen über Halle. Das führte dazu, dass sich beide nur zwischen 2000 und 2002 in der Oberliga begegneten. Danach stieg Dynamo wieder auf. Halles Aufschwung begann erst ein paar Jahre später.

Auch heute noch liegt die Messlatte in Sachsens Hauptstadt ein wenig höher als im etwa 140 Kilometer entfernten Halle. Dresden will nach dem Abstieg aus der zweiten Bundesliga sofort wieder nach oben und scheint den eigenen Ansprüchen derzeit auch gerecht zu werden - die Dresdner stehen aktuell auf einem Aufstiegsplatz. Der HFC setzt dagegen eine verrückte Serie fort: In der Heimtabelle stehen die Hallenser auf dem letzten Platz, in der Auswärtstabelle auf dem ersten. Auch im sechsten Anlauf konnten sie zu Hause nicht gewinnen. Zwar konnte Torschütze Tim Kruse mit dem Ergebnis »gegen diesen Gegner ganz gut leben«, so richtig zufrieden wirkte er aber nicht.

Denn auch in Halle verfolgt man mittlerweile höhere Ziele. Nach dem Aufstieg 2012 hat sich die Mannschaft in der dritten Liga etabliert - und will auf das nächste Spiel gegen Dresden nicht noch einmal zwölf Jahre warten.

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