Riesendach oder gar keins
Empfangshalle am Bahnhof Gesundbrunnen bald fertig / Einsparungen am Ostkreuz
Der kleine Glaspalast, an dem jetzt noch die Handwerker werkeln, soll im kommenden Frühjahr als Empfangsgebäude für den Bahnhof Gesundbrunnen eröffnet werden. Baulich ist der Flachbau, der im Internet bereits als »DDR-Kaufhalle« verspottet wird, so gut wie fertiggestellt. Noch in diesem Monat soll die Übergabe an die künftigen Mieter erfolgen, die dann ihre Läden einrichten können. Neben Fahrkarten, Backwaren, Blumen und ähnlichem Reisebedarf wird man dann voraussichtlich ab kommendem Frühjahr auch eine WC-Anlage unter dem weit auskragenden Dach finden.
Der Fern- und Regionalbahnhof war bereits 2006 fertig geworden, für den repräsentativen Eingang, der ursprünglich als sechsgeschossige Halle mit angeschlossenem Shopping-Center geplant war, fehlten der Bahn aber das Geld und ein Investor. Nachdem nebenan zudem das Gesundbrunnen-Center öffnete, schrumpften die Pläne zu einem Flachbau, den die Bahn jetzt selbst errichtet hat. Der sollte ursprünglich schon in diesem Jahr öffnen, doch wegen zahlreicher Umplanungen aufgrund des komplizierten Baugrundes kam es erneut zu Verzögerungen. Denn die knapp zehn Millionen Euro teure Halle wurde auf der riesigen Betonplatte über den Gleisen errichtet, die bisher als Vorplatz und Taxivorfahrt diente.
Am kommenden Montag wird auch eine neue Bauetappe am Bahnhof Ostkreuz eingeläutet. Die stadtauswärtsfahrenden S-Bahnen werden am neuen Bahnsteig D halten. Dann kann der Bahnsteig E neu gebaut werden. Der Bahnhof Ostkreuz wird damit barrierefrei, denn für alle Ein-, Um- und Aussteiger stehen Aufzüge zur Verfügung, so ein Bahnsprecher. Neben dem Aufzug und festen Treppen ist der neue Bahnsteig D auch über drei Rolltreppen mit der darüber liegenden Ringbahnhalle verbunden.
Das ist die gute Nachricht, die schlechte: So großzügig ist die Bahn nicht überall am Ostkreuz. Auf dem Ringbahnsteig für die Regionalbahn will sie auf Rolltreppen komplett verzichten. Nachdem abwärts führende erst gar nicht eingeplant wurden, sollen jetzt auch die aufwärts führenden wegfallen. Ein Aufzug soll reichen, um Behinderten, Reisenden mit Gepäck oder Kinderwagen das Umsteigen zu erleichtern. Bei der erwarteten geringen Zahl der Reisenden sei das gerechtfertigt, heißt es. Außerdem gebe es kein Fördergeld vom Bund.
Auch bei der Dachkonstruktion soll gespart werden. Auf dem unteren Regionalbahnsteig auf der Stadtbahnebene, wo derzeit noch die S-Bahnen der Linie 3 aus Erkner enden, soll auf das Dach verzichtet werden. Die Bahn begründet dies ebenfalls mit der zu erwartenden geringen Zahl der Fahrgäste. Diese würden unter der Ringbahnhalle, die den Bahnsteig zum Teil überspannt, ausreichend Wetterschutz finden. Die Regionalzüge werden aber um einiges über diesen Teil des Bahnsteigs hinausragen.
Der obere Regionalbahnsteig auf der Ringbahn allerdings wird ein Dach erhalten. Das ist aber nicht der Bahn zu verdanken, sondern dem Senat. Weil die Bahn die geplante Hallenkonstruktion nur für die S-Bahn errichtete, sprang der Senat ein und finanziert jetzt das Regionalbahndach aus Geldern, die er der S-Bahn in ihrer Krisenzeit gestrichen hatte. Die neuerlichen Einsparpläne der Bahn müssen noch vom Eisenbahnbundesamt genehmigt werden.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.