Punktsieg für Guantanamo-Häftling
Guido Speckmann über die Veröffentlichung von Zwangsernährungs-Videos
Der Syrer Abu Wa’el Dhiab möchte, dass die US-Amerikaner sehen, wie er leidet. Um zu begreifen, warum die Gefangenen des US-Lagers Guantanamo dessen Schließung fordern. Die US-Regierung hatte die Filmaufnahmen seiner Zwangsernährung während eines Hungerstreiks als »geheim« klassifiziert. Dhiab ist fürs erste der Punktsieger. Ein Bundesgericht in Washington ordnete die Veröffentlichung der Videos an. Es ist bereits der zweite Erfolg für die Klägerseite. Der am heutigen Montag beginnende Prozess um Haftbedingungen in Guantanamo findet vor den Augen der Öffentlichkeit statt. Auch das suchte die US-Regierung zu verhindern.
Immerhin komme die juristische Aufarbeitung des US-Lagers auf Kuba, dessen Name zusammen mit Abu-Ghuraib für die Folterpraxis der USA im Kampf gegen den Terror steht, damit voran, könnte man meinen. Aufarbeitung - gut und schön. Doch das Lager sollte eigentlich längst dicht sein. US-Präsident Barack Obama bestritt unter anderem mit dieser Forderung seinen ersten Wahlkampf 2008. Aber immer noch sitzen mit Dhiab 150 Menschen dort ein. Es gibt sogar Berichte, dass die Haftbedingungen seit Obama schlimmer geworden sind. Die Wärter wollen noch einmal ihren Spaß haben, bevor alle Häftlinge entlassen sind. Daran gemessen ist der erste Prozess um die Haftbedingungen nur ein Pyrrhussieg.
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