Terroristen brauchen die Opferrolle
In Kobane entscheidet sich, ob der Westen dem IS in die Falle geht
Seit Wochen wird die Stadt Kobane an der türkischen Grenze von kurdischen Kämpfern gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verteidigt. In diesen Tagen droht ihr Fall. Nicht wenige fürchten, dass ein Massaker die Folge wäre. Unter diesem Druck wächst der Ruf nach mehr militärischem Engagement. Auch Abgeordnete der LINKEN schließen eine militärische Intervention der Staatengemeinschaft nicht mehr aus. Eine solche Eskalation ist das Ziel des IS, um aus seinem strategischen Dilemma zu entkommen. Der Westen darf nicht in diese Falle tappen.
Dostojewski schrieb: »Nichts ist leichter, als den Übeltäter zu verurteilen, und nichts ist schwerer, als ihn zu verstehen.« Und nichts scheint leichter als der Wunsch, den bedrohten Menschen in Kobane mit Feuerkraft zur Hilfe zu eilen. Gut schlägt Böse. Das Happy End scheint zum Greifen nahe. Dies ist die Falle, in die der IS die Staatengemeinschaft zu locken sucht.
Terroristen handeln im Namen einer Gruppe mit deren vermeintlicher Unterdrückung sie sich identifizieren. Der IS sieht sich als antikoloniale Bewegung der islamischen Gemeinschaft - der Umma. Als sie bei ihrem Vormarsch die von den Briten gezogene Grenze zwischen Syrien und Irak praktisch novellierten, feierten sie das als großen Erfolg. Ihr Aufruf in die Welt lautet, sich dem Djihad gegen die Ungläubigen anzuschließen. Die westliche Präsenz im Nahen Osten wird als Besetzung begriffen.
Terroristen rechtfertigen ihr Handeln außerdem durch eine Position der Sc...
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