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»Ich wurde als fette Sau beschimpft«

Eine Gymnastin erhebt Vorwürfe gegen Trainerinnen

  • Frank Thomas, Stuttgart
  • Lesedauer: 2 Min.
Auch die Freistellung von zwei Trainerinnen schafft die möglichen Vorfälle am Bundesstützpunkt Fellbach-Schmiden nicht aus der Welt. Gymnastin Katerina Luschik erneuerte ihre massiven Vorwürfe.

Sportgymnastin Katerina Luschik hat ihre massiven Vorwürfe gegen Betreuerinnen am Auswahlstützpunkt Fellbach-Schmiden erneuert. »Man wurde zuerst beschimpft als dicke, fette Sau. Dann meinten sie: Nichts essen ist für Dich das Beste, nur trinken«, erklärte die 16-jährige Sportgymnastin in der Sendung »Sport im Dritten« des Südwestrundfunks SWR. Sie sei fast täglich von den verantwortlichen Trainerinnen beschimpft worden, beklagte die Athletin weiter.

Aufgrund der Vorwürfe hatte sich der Deutsche Turner-Bund (DTB) bereits vor drei Monaten im »gegenseitigen Einvernehmen« von Gruppen-Cheftrainerin Karina Pfennig getrennt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt aber weiter, unter anderem wegen Nötigung, Beleidigung und sogar Körperverletzung.

Erst am vergangenen Mittwoch hatte der Schwäbische Turner-Bund (STB) die Freistellung von Trainerin Galina Krilenko bekanntgegeben. Der Betreuerin der beiden besten deutschen Gymnastinnen Jana Berezko-Marggrander und Laura Jung wird ein möglicher Vorfall während der Weltmeisterschaften 2011 in Montpellier zur Last gelegt. Dort soll es zu einer Handgreiflichkeit der Trainerin gegenüber einer Gymnastin gekommen sein. Krilenko und Pfennig bestreiten die Vorwürfe.

Claudia Marx, die Trainerin von Luschik am Gymnastik-Leistungszentrum in Halle/Saale, stützt allerdings die Aussagen ihrer Sportlerin. Sie führte dafür ein Telefonat mit Luschik an, in dem diese beklagte: »Sie machen mich als Mensch und als Sportler kaputt.« Marx kritisierte zudem die Funktionäre des DTB, die bisher noch kein Gespräch mit den Verantwortlichen am Stützpunkt Halle geführt hätten. »Das Thema wird totgeschwiegen«, sagte sie dem SWR.

Katerina Luschik hatte schon im Mai mit einer Strafanzeige und einem offenen Brief über Vorfälle am Auswahlzentrum Schmiden berichtet. Darin prangerte sie die Anwendung von körperlicher Gewalt, Beleidigungen, Essensentzug sowie die Verabreichung von verschreibungspflichtigen Medikamenten an.

Der nach den massiven Vorwürfen an dem Nationalmannschaftszentrum eingesetzte Standortmanager Michael Breuning erklärte indes, dass inzwischen eine neue »Vertrauenskultur« in Schmiden herrsche und sich daher Athletinnen auch offener zu den Vorfällen der Vergangenheit äußerten.

Dennoch sei die Personalentscheidung des STB im Fall Krilenko keine Vorverurteilung. Die aus Belarus stammende Trainerin wurde im Gegensatz zu Pfennig aus Mitteln des Schwäbischen Turner-Bundes finanziert. Die Verantwortlichen nähmen die Vorwürfe gegenüber der Trainerin sehr ernst. Daher sei Krilenko »im Interesse aller Beteiligter bis zur Klärung der Situation freigestellt« worden, sagte Breuning. dpa/nd

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