Ältere arbeiten immer länger
Zahl der über 60-jährigen Berufstätigen hat sich seit 2000 mehr als verdoppelt
Mehr als die Hälfte aller Bundesbürger zwischen 60 und 64 ist derzeit in Voll- oder Teilzeit tätig. Im Jahr 2000 lag der Wert noch bei 20 Prozent. Dies hängt offenbar auch damit zusammen, dass das Rentenniveau stetig sinkt und damit immer weniger im Alter an Lebensstandard übrig bleibt. Das Rentenniveau, welches das Verhältnis der Altersbezüge zu den Bruttolöhnen widerspiegelt, dürfte sich demnach von gegenwärtig 48 Prozent bis zum Jahr 2028 auf nur noch 44,4 Prozent reduzieren - knapp über dem gesetzlich garantierten Minimum von 43 Prozent. Noch 2009 war dieses Niveau bei 52 Prozent. Seither hinken jedoch die jährlichen Rentenanpassungen deutlich hinter der Lohnentwicklung her.
Dennoch drohe keine Altersarmut, heißt es in dem Bericht, da neben der gesetzlichen Rente zunehmend andere Einkünfte hinzu kämen. Diese seien aber auch notwendig, um den bisherigen Lebensstandard halten zu können. Derzeit setzt sich das Einkommen eines Rentner-Ehepaars in Westdeutschland in Höhe von durchschnittlich rund 2530 Euro zu 64 Prozent aus Renten, 21 Prozent aus anderer Altersvorsorge (zum Beispiel Riester-Rente) sowie zu 15 Prozent aus sonstigen Einkünften zusammen. Dabei spielen geringfügige Jobs bis 450 Euro eine wachsende Rolle. Das heißt, um über die Runden zu kommen, müssen ältere Arbeitnehmer später in den Ruhestand gehen oder während des Rentenbezugs nebenher jobben.
Eine weitere Variante hat der DGB vor kurzem ins Spiel gebracht: Das generelle Leistungsniveau der gesetzlichen Rentenversicherung müsse mindestens auf dem jetzigen Niveau stabilisiert werden und auch die Finanzierungsbasis müsse noch nachhaltiger aufgestellt werden. Als wichtigen Baustein künftiger Rentenpolitik nennt der DGB »abgesicherte, flexible Übergänge in die Rente«. Dazu müsse der Gesetzgeber die Grundlage dafür schaffen, dass Gewerkschaften und Arbeitgeber betriebs- und branchenspezifische Lösungen per Tarifvertrag umsetzen können. Weiterhin fordert der DGB einen Rechtsanspruch auf sozialversicherungspflichtige Teilzeit im Alter, die Einführung eines Anspruchs auf Teilrente ab 60 Jahren, deutlich verbesserte Hinzuverdienstgrenzen für Teilrentner und flexiblere Regelungen bei der Altersteilzeit und bei Zeitwertkonten.
Aber auch die Union will möglichst schnell flexiblere Altersgrenzen durchsetzen, die es Senioren erlauben, zu arbeiten. Hintergrund sind die zunehmenden Klagen vor allem von mittelständischen Betrieben, ihre Fachkräfte im Alter nicht halten zu können und keine neuen Spezialisten zu finden. Der Kompromiss zwischen Anforderungen der Wirtschaft und Bedürfnissen der Senioren wäre demzufolge eine Kombination von Teilrente und Teilzeit-Job, wie es bisher schon bei Erwerbsgeminderten möglich ist.
Die Rentenfinanzen sind einem Regelmechanismus unterzogen, der dieses Jahr jedoch außer Kraft gesetzt wurde, um die »Nachhaltigkeitsreserven« der Rentenversicherung nicht allzu rasch abzuschmelzen. Statt zu sinken, blieb der monatliche Beitragssatz stabil.
Derzeit hat die Rentenkasse mehr als 30 Milliarden Euro auf der hohen Kante, erwartet jedoch in den kommenden Jahren steigende Defizite. So sollen im Jahr 2017 am Ende gut acht Milliarden fehlen und entsprechend die Rücklagen schmälern. Die in monatlichen Rentenausgaben gemessene Reserve sinkt dabei von 1,6 auf nur noch 0,39 Monatsausgaben bis 2017. Dafür verharrt aber der Beitragssatz laut Bericht bei unter 19 Prozent, um dann erst nach 2020 Jahren über die Marke von 20 Prozent zu klettern.
Das Thema Altersarmut betrifft zunehmend Frauen und Männer mit geringeren Beitragszeiten beispielsweise durch Arbeitslosigkeit. Die Durchschnittsberechnungen des Rentenberichts gehen von einer Beitragszeit von im Schnitt 40,4 Jahren aus. Tatsächlich erreichen immer weniger Versicherte dieses Limit. Hinzu kommt, dass die Versicherten immer länger leben, also auch länger Rente beziehen. Dennoch will niemand in Berlin an dem Tabu eines etwas höheren Beitragssatz rütteln.
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