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Aktivisten fordern vor UN-Klimakonferenz in Lima mehr Anstrengungen

Oxfam: Unterstützung für arme Länder »Dreh- und Angelpunkt«

  • Lesedauer: 4 Min.

Update 11.10 Uhr: Vor der UN-Klimakonferenz in der peruanischen Hauptstadt Lima haben Aktivisten mehr Anstrengungen der beteiligten Staaten gefordert. Es gebe noch »zu wenig Ehrgeiz beim Klimaschutz und zu wenig Fortschritte bei der finanziellen Unterstützung für die armen Länder«, erklärte die Entwicklungshilfeorganisation Oxfam am Montag. Dies gefährde ein künftiges Klimaschutzabkommen. Gerade die Debatte um Hilfen für arme Länder werde »Dreh- und Angelpunkt« der Verhandlungen in Lima werden.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte die Teilnehmer der Konferenz zu einem »entschlossenen Ausbau der erneuerbaren Energien« auf. Es müsse »konsequent« die Sonne als »größte und sauberste Energiequelle« genutzt werden, erklärte sie. Zuletzt sei die internationale Klimapolitik in Bewegung geraten. Nach der Einigung zwischen den USA und China auf Maßnahmen gegen den Klimawandel seien nun »alle anderen großen Atmosphärenverschmutzer gefordert, mutige Klimaziele vorzulegen«.

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AUSGANGSLAGE

Dass beim Klimaschutz die Zeit drängt, wurde im November durch den neuen Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC untermauert. Sollte der Treibhausgasausstoß nicht ab sofort drastisch reduziert werden, erwarten die Wissenschaftler eine Erwärmung um rund vier Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter und damit deutlich mehr extreme Wetterphänomene, etwa Stürme und Dürreperioden.

ZIEL

Es herrscht Konsens, dass die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzt werden muss, damit die Umweltfolgen noch beherrschbar sind. Ende 2009 war bei der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen jedoch der Versuch gescheitert, zu diesem Zweck ein verbindliches Abkommen zu vereinbaren. Als Notlösung wurde schließlich das Kyoto-Protokoll verlängert, in dem sich nur ein Teil der Industriestaaten - jedoch nicht Schwellenländer wie China und Indien - zur Verringerung ihrer Treibhausgase verpflichten.

2020 läuft das Kyoto-Protokoll endgültig aus. Es soll durch ein umfassendes und verbindliches Klimaschutzabkommen ersetzt werden. Um eine rechtzeitige Ratifizierung des Abkommens zu ermöglichen, soll es bei der Klimakonferenz in einem Jahr in Paris beschlossen werden. Dafür ist es wiederum entscheidend, dass sich die Weltgemeinschaft in Lima auf einen Vertragsentwurf einigt, der dann noch ein Jahr lang überarbeitet werden kann.

AKTEURE

Die zwei größten Emittenten von Treibhausgasen, China und die USA, wollten lange Zeit keine internationalen Klimaschutzverpflichtungen eingehen. Vor gut zwei Wochen überraschten sie jedoch mit einer gemeinsamen Zusage: Während das aufstrebende China seine Treibhausgasemissionen ab spätestens 2030 verringern will, legten sich die USA auf eine Minderung ihrer Emissionen bis 2025 um 26 bis 28 Prozent im Vergleich zu 2005 fest. Die Europäische Union blieb mit ihrem Klimaschutzziel, das sie bei einem Gipfel Ende Oktober feststeckte, hinter den Erwartungen zurück. Dass die EU ihre Emissionen bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 verringern will, sei kein ausreichender Beitrag zur Umsetzung des Zwei-Grad-Ziels, kritisierten Nichtregierungsorganisationen.

Auch Deutschland droht seine Vorreiter-Rolle in Sachen Klimaschutz einzubüßen. Eigentlich soll hierzulande der Treibhausgasausstoß bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Läuft alles weiter wie bisher, dürften es aber nur rund 33 Prozent werden. Gegensteuern will die Bundesregierung mit einem Aktionsprogramm Klimaschutz, das am Mittwoch vorgestellt werden soll.

Den Industriestaaten gegenüber stehen die Entwicklungsländer, die von den Klimafolgen am stärksten bedroht sind. Auch Schwellenländer wie Indien und Brasilien betonen die historische Verantwortung der Industriestaaten im Klimaschutz, sind aber auch selbst gefordert zu handeln.

KNACKPUNKTE

Gegenüber Kopenhagen wurde die Strategie grundlegend geändert: Damals hatten die Konferenzteilnehmer darum gerungen, die tatsächlich notwendige Emissionsminderung gerecht auf die Einzelstaaten zu verteilen und scheiterten damit. Jetzt soll zunächst jedes Land vortragen, zu welchem Beitrag es bereit ist. Damit das Zwei-Grad-Ziel dennoch eingehalten werden kann, soll festgelegt werden, dass kein Land hinter seine einmal gemachten Klimaschutzzusagen zurückfallen darf.

Außerdem geht es ums Geld: Die Entwicklungsländer sollen bis spätestens 2020 aus Staatsetats und dem Privatsektor jährlich hundert Milliarden Dollar (80 Milliarden Euro) erhalten, um Klimaschutzmaßnahmen sowie die Bewältigung von Folgen der Erderwärmung zu finanzieren. Immerhin verfehlte zuletzt eine Geberkonferenz in Berlin für den Grünen Klimafonds das anvisierte Startkapital von zehn Milliarden Dollar nur knapp, weitere Finanzzusagen könnten in Lima folgen. AFP/nd

Deutschland: Klimapaket steht - Bis zu 78 Millionen Tonnen CO2 weniger

Die Bundesregierung hat sich auf konkrete Details ihres Klimaschutzpakets geeinigt. Damit können zwischen 62 und 78 Millionen Tonnen an Kohlendioxid zusätzlich eingespart werden, hieß es am Montag aus Regierungskreisen. Ohne die Maßnahmen droht Deutschland sein Ziel von 40 Prozent weniger Emissionen bis 2020 im Vergleich zum Jahr 1990 deutlich zu verfehlen. Das Paket von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) soll am Mittwoch vom Kabinett verabschiedet werden. So soll rechtzeitig zu den Verhandlungen über einen für 2015 geplanten Weltklimavertrag beim UN-Klimagipfel in Lima Handlungsfähigkeit demonstriert werden.

Schlechte Aussichten vor der UN-Klimakonferenz

Dürre in den peruanischen Anden, zu viel Wasser im Inselstaat Tuvalu. Längst bedrohen die Folgen eines sich verändernden Klimas die Existenz der Menschen, die kein Wasser für ihre Tiere haben oder aber zu viel davon, was dem Brotfruchtanbau schadet.

Die Ursachen dafür liegen in den rauchenden Schloten der Industriestaaten, im Abbau von Gold oder der Abholzung der Wälder, die den Anstieg des Kohlendioxidausstoßes verursachen. Soll es gelingen, die Erderwärmung zu begrenzen, müssen diese Emissionen bis 2050 halbiert werden und bis 2100 ganz und gar abgeschafft sein, so die Botschaft von Wissenschaftlern, Ökonomen und Umweltaktivisten, die ab heute in der peruanischen Hauptstadt Lima zusammenkommen.

Sie wollen die Weichen für ein neues Weltklimaabkommen stellen. Doch das könnte schwierig werden, solange führende Politiker wichtiger Industriestaaten wie der australische Ministerpräsident Tony Abbott den Klimawandel leugnen, ihn von der Tagesordnung des G 20-Gipfels verbannen und erklären, Arbeitsplätze und Wachstum seien wichtiger als dieser Klimawandel.

Der zwingt nach Schätzungen des Schweizer Völkerrechtlers Walter Kälin bereits jetzt jedes Jahr rund 27,5 Millionen Menschen zur Flucht vor Naturkatastrophen, wie der Experte dem Berliner »Tagesspiegel« sagte. Aus seiner Sicht müsse der Klimawandel ein anerkannter Fluchtgrund werden, denn die Zahlen würden weiter wachsen. Sinnvoller wäre es wohl, auf der 12-tägigen Klimakonferenz gelänge ein neues Abkommen, in dem sich jedes Land zu einem fairen Beitrag zum globalen Klimaschutz verpflichtet, allen voran die reichen Industriestaaten, deren Klimahilfen bis 2020 wie versprochen auf 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr steigen müssten. Für die Insel Tuvalu oder die Provinz Ayacucho könnten die Aussichten dennoch schlecht bleiben.

Kernthesen des 5. Weltklimaberichtes

Für die UN-Klimakonferenzen bilden die Berichte des Weltklimarats IPCC eine wichtige Grundlage. Einige Kernthesen des 5. Reports, dessen Teile 2013 und 2014 herauskamen:

- Der Klimawandel hat bereits Auswirkungen auf allen Kontinenten und in allen Ozeanen. Nahezu alle Gletscher der Welt schmelzen.

- Die Durchschnittstemperatur der Erdoberfläche ist von 1880 bis 2012 um 0,85 Grad Celsius gestiegen. Die Ozeane haben sich bis in 75 Metern Tiefe in drei Jahrzehnten um jeweils 0,11 Grad erwärmt.

- Der Mensch ist sehr wahrscheinlich - zu 95 bis 100 Prozent - der Hauptverursacher des derzeitigen Klimawandels.

- Die Ozeane haben bislang 30 Prozent des menschengemachten Kohlendioxids (CO2) aufgenommen und sind dadurch seit Beginn der Industrialisierung bereits um 26 Prozent saurer geworden.

- Es ist sehr wahrscheinlich, dass Hitzewellen künftig häufiger auftreten und länger anhalten. In vielen Regionen ist zudem mit häufigeren und heftigeren Extremniederschlägen zu rechnen.

- Er drohen Einbußen in der Landwirtschaft. Zudem wird das Trinkwasser in trockenen subtropischen Regionen knapper.

- Voraussichtlich wird der Klimawandel mehr Menschen zu Flüchtlingen machen. Er kann indirekt auch das Risiko gewaltsamer Konflikte erhöhen, indem er Armut und Wirtschaftskrisen verstärkt.

- Ohne weitere Klimaschutz-Anstrengungen wird sich die Erdtemperatur bis 2100 voraussichtlich um 3,7 bis 4,8 Grad erhöhen - verglichen mit den Jahren 1850 bis 1900.

- Um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, muss der Ausstoß an Treibhausgasen weltweit bis 2050 um 40 bis 70 Prozent geringer sein als 2010. Im Jahr 2100 dürften nahezu keine Treibhausgase mehr emittiert werden. Agenturen/nd-ott

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