Pinsel und Pötte

Kurzer Lehrgang des rot-rot-grünen Symbolbild-Elends

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: 4 Min.

Gemessen am Abendlanduntergangspotenzial der rot-rot-grünen Regierung in Thüringen ist der linksreformerische Schrecken bisher nur unzureichend in Bilder gefasst worden. Viel zu nett sieht dieser Herr Ramelow aus, selbst mit einem verzwergten Marx unter dem Arm. Auch die Vertreter von SPD und Grünen, die sich nun alle drei Minuten »Steigbügelhalter« nennen lassen müssen, sind fotografisch bisher allenfalls verniedlichend ins Bild gesetzt worden. Weder wurden die Teufelshörnchnen des Herrn Bausewein noch die Vampirzähnchen der Frau Siegesmund je gesehen.

Da ist es dann auch kein Wunder, wenn bei den in der Demokratieretterfront zusammengefundenen Drachenbrutgegnern so etwas wie Aggressivität entsteht und diese sich andere Ventile suchen müssen - immer wieder gern wird alternativ auf Zeitungskommentar oder SED-Stasi-Topspion-Argument ausgewichen. Doch klar ist: Bilder fehlen, so eine Art omniverständlicher Warnhinweis, der ewige fotografische Anti-Rot-Rot-Grün-Disclaimer, das Übersymbol. Vor der bolschewistischen Weltbedrohung wusste man wenigstens noch mit bärtigen Iwan und Hammer-Sichel-Signum zu warnen.

Aber vor Rot-Rot-Grün? Reines Symbolbild-Elend! Nicht einmal die verschlagenen Anhänger dieser Thüringer Landesregierung oder schon gewesener Kooperationsversuche hängen sich gern irgendwelche Bilder in die Terroristen-WGs oder stecken sich rot-rot-grüne Abzeichen an den DDR-Rundstrick-Anzug. Weil es weder das eine noch das andere gibt. Stattdessen sind Symbolfotos etabliert worden, die allenfalls subkutan von der Schlechtigkeit des Linksreformismus zeugen.

Als in den 1980er Jahren ein Bündnis aus SPD und Grünen noch ungefähr genauso viel Weltuntergangsenergie in sich trug, prangte auf den Rot-Grün betreffenden Büchern gern einmal ein eingefärbter SED-Händedruck. Das war zwar angesichts der Protagonisten Quatsch, machte aber sicher ordentlich Angst vor solch einer Regierungskoalition. Es dauerte damit dann wohl auch deshalb noch eine Weile.

Das heurige Rot-Rot-Grün wird stattdessen ästhetisch zur Banalität verzärtelt. Jedenfalls auf der direkten Wahrnehmungsebene. Zum Beispiel gibt es da jene berühmte Künstlerarbeit, die sogar in Varianten vorliegt und zwei rote und eine grüne Wäscheklammer zeigt - mal unschuldig auf dem Tisch liegend, mal im Regen hängend. Was damit gesagt werden soll? Vielleicht, dass die Linke mit dem Klammerbeutel gepudert ist. Oder dass Rot-Rot-Grün nicht nur die Wirtschaft ruiniert, sondern vor allem frisch gewaschene Unterhosen. Mag auch sein, dass damit zum Ausdruck gebracht werden soll, dass es sich hierbei um ein Zwangsbündnis handelt, sozusagen die nächste Zwangsvereinigung - ohne Klammern hält die Sache ja angeblich ohnehin nicht.

Schon etwas älter, wenn man so will: der Klassiker des rot-rot-grünen Symbolbild-Elends, ist eine ganze Gruppe von Fotografien, in denen Farbtöpfe und Pinsel die Hauptrolle spielen. Bedeutung? Natürlich, dass Linksreformer einfältige Pinsel sind. Auch wird subtil auf den Übertünchcharakter solcher Regierungsformationen verwiesen, welche natürlich die ganze Zeit damit befasst sind, ihre Schandtaten mit rot-rot-grüner Farbe zu übermalen. Im Zweifel kann diese Motivfamilie auch eine bei den Kritikern der Linken gern gesehene Assoziation wecken: die an einen berühmten Postkartenmaler. Schließlich sind historische Vergleiche en vouge, denen zufolge in Thüringen heute praktisch dasselbe passiert wie damals in der Weimarer Republik - Rote hie, Braune da, beide gefährden die Republik.

Eine etwas neuere Arbeit hat erst in den vergangenen Wochen den Kanon rot-rot-grüner Symbolik nun ja: bereichert. Das Motiv: zwei Schüsseln mit roter und eine Schüssel mit grüner »Götterspeise«. Hierin sieht der Kunstverständige natürlich auf den ersten Blick einen ironisch-kritischen Kommentar auf die Religionszugehörigkeit des ersten linken Ministerpräsidenten Bodo Ramelow. Auf einer weiteren Bedeutungsebene kommt die Fragilität der rot-rot-grünen Landesregierung zum Ausdruck: Sie ist eine Kombination verschiedenartiger Wackelpuddings, die zusammen - knappe Mehrheit und so - kein stabiles Fundament bilden wird.

Wirklich viele weitere Beispiele gibt es gar nicht. Schon seit Jahren im Einsatz sind rote und grüne Ampelmännchen, die den Eindruck erwecken, es sei vor allem die eine Partei, die da voranschreite - während die beiden anderen, mit Rot assoziierten »Stopp« rufen. Insgeheim wird bei dieser Fotoserie zudem der Hinweis transportiert, dass die Linken hierzulande immer nur neue Verbote erfinden, um freien Markt und freie Bürger zu triezen und am selbstbestimmten Überschreiten der Straße des Lebens zu hindern.

Ebenfalls noch relativ neu ist eine Arbeit, die zwei Erdbeeren mit ein bisschen Grünzeugs dran auf einem weißen Teller zeigt. Über die Bedeutung dieses Motivs macht sich die Arbeitsgruppe »Rot-rot-grünes Symbolbild« noch Gedanken. Erste Forschungsansätze deuten das Kunstwerk medizinisch aus: Offenbar sollen damit Erinnerungen an die so genannte Erdbeer-Allergie hervorgerufen werden, die zu Schwellungen, Niesattacken und Juckreiz führt. Dass es sich dabei in Wirklichkeit meist um eine pseudoallergische Reaktion handelt, passt ja auch ziemlich gut ins gewollte Bild - schließlich sind das ja auch alles nur Pseudolinke, diese Rot-Rot-Grünen.

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