Nordkorea streitet Cyber-Attacke auf Sony ab
Streit um »The Interview«: Pjöngjang fordert gemeinsame Untersuchung - können Unschuld beweisen / FBI: Genügend Hinweise für »dreisten Versuch eines isolierten Regimes«
Berlin. Nordkorea streitet die ihm angelastete Cyber-Attacke auf das Filmstudio Sony Pictures nach Angaben von US-Medien ab und verlangt, den Fall zusammen mit US-Behörden zu untersuchen. Pjöngjang könne seine Unschuld beweisen, berichtete unter anderen »Bloomberg Businessweek« am Samstag. Das Blatt bezog sich auf eine E-Mail des nordkoreanischen Außenministeriums, die von der staatlichen Nachrichtenagentur Korea Central News Agency verbreitet worden war. Danach warnt das kommunistische Regime die USA vor »ernsten Folgen«, sollte es Nordkoreas Angebot zur Zusammenarbeit in dem Fall nicht annehmen.
Die US-Bundespolizei FBI hatte am Freitag mitgeteilt, ihr lägen ausreichend Informationen vor, die den Rückschluss erlauben, dass Nordkorea hinter dem Hackerangriff stecke. Außenminister John Kerry verurteilte die Attacke und die Drohungen als »Verstoß gegen internationale Normen«. Das Vorgehen sei »ein dreister Versuch eines isolierten Regimes, freie Meinungsäußerung zu unterdrücken«.
US-Präsident Barack Obama kündigte an: »Wir werden darauf entsprechend antworten, wann und wie wir es wollen.« Er nannte es einen Fehler des Filmstudios, den Kinostart abzusagen. »Wir können nicht in einer Gesellschaft leben, in der irgendein Diktator irgendwo anfängt, in den USA Zensur auszuüben.«
Am Samstag wurde auch bekannt, dass der Chef des Sony-Konzerns, Kazuo Hirai, in Japan sich Medien zufolge schon frühzeitig besorgt um die Nordkorea-Satire »The Interview« gezeigt hatte. Lange vor der Cyber-Attacke gegen das Filmstudio Sony Pictures im November habe Hirai bereits im Sommer Anstoß an einzelnen Szenen in dem Film genommen, berichtet die »Los Angeles Times« am Samstag. Die Zeitung griff E-Mails zwischen der Sony Corp. in Tokio und dem Filmstudio in Kalifornien auf, die Hacker nach ihrem Angriff auf das Unternehmen im Netz veröffentlicht hatten.
Aus dem Mail-Verkehr geht hervor, dass Hirai von Juni an mehrmals die Entschärfung der Schlussszene verlangte und schließlich auch erwirkte. Der Film zeige zum Schluss die Ermordung des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un durch zwei US-Journalisten, schrieb das Blatt. Sony hat die für Weihnachten geplante Premiere von »The Interview« inzwischen abgesagt, nachdem zahlreiche Kinos den Film wegen der Terror-Drohungen aus dem Programm genommen hatten. dpa/nd
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