Der Scheich vom Deich
Alexander Ludewig hofft, dass der Hamburger SV den Rückzug von Investor Klaus-Michael Kühne als Chance sieht
Geht es um Fußball, hat jeder was zu sagen. Warum sollte das bei Klaus-Michael Kühne anders sein: »Die Mannschaft ist nicht richtig eingespielt, sie lässt den Ball nicht laufen, es wird viel versemmelt, immer wieder.« Allerfeinstes Stammtischniveau. Das wäre auch gar kein Problem, wenn der 77-Jährige seine Meinung eben nur zwischen Molle und Korn, oder wie in Hamburg üblich, zwischen Lütt und Lütt kundtun würde.
Klaus-Michael Kühne aber ist nun mal der Scheich vom Deich. Natürlich, beim Hamburger SV wurden in den vergangenen Jahren viele Fehler gemacht. Ein sehr schwerwiegender war, sich dem schwerreichen Kühne auszuliefern. Denn noch bedrohlicher als die sportliche Misere, könnte durch den Rückzug des Investors die finanzielle Situation für den Klub werden. Es war ausgemachte Sache, dass Kühne für sein Darlehen über 25 Millionen Euro 7,6 Prozent der Anteile der HSV-Aktiengesellschaft bekommt. Nun hat er es sich anders überlegt. Und der Klub muss die Summe bis 2017 zurückzahlen. Bei einem Schuldenberg von rund 100 Millionen Euro wird das nicht leicht. Beim HSV weiß derzeit niemand, ob dem Verein die Lizenz für die kommende Saison erteilt wird.
Für den Hamburger SV bleibt zu hoffen, dass er den Rückzug Kühnes als Chance nimmt - und sich nicht dem nächstbesten Geldgeber an den Hals wirft. Denn den schlechten Ruf von Investoren im Fußball untermauert Kühne selbst unverblümt. Irgendein Hobby müsse man ja haben, sagt er. Nun hat er aber keine Lust mehr auf sein Spielzeug: »Ich habe jetzt wirklich schon viel zu viel Geld in dieses Hobby investiert.« Dass er den Klub damit ruinieren könnte, interessiert ihn nicht. Die Begründung für sein plötzliches Desinteresse: Weil man als Investor ja überhaupt keine Rechte habe.
Ein Trainer sagt einem Ölmagnaten ja auch nicht, wo er bohren soll. Und Klaus-Michael Kühne wäre wirtschaftlich nie so erfolgreich, wenn er seine Geschäfte von Laien hätte betreiben lassen. Sein gefühltes Mitspracherecht beim HSV nahm er immer wieder über die Medien war, was dem Klub unheimliche Unruhe brachte. Nun ist zumindest sein Fußballwissen wieder dort, wo es hingehört: am Stammtisch.
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