»Das ist dumme Arroganz«
Volksbühne-Intendant Frank Castorf kritisiert Realitätsverlust der Politik
Der Theaterregisseur Frank Castorf hat die gesellschaftlichen Verhältnissen in der Bundesrepublik Deutschland sowie die Politik der Bundesregierung scharf kritisiert. Im nd-Interview beklagt der Intendant der Berliner Volksbühne einen Realitätsverlust der Politik bezüglich nationaler wie internationaler Probleme: »Vom Afghanistan- und Irak-Krieg ist doch sämtlicher Aufputz an patriotischem und weltrettendem Pathos abgefallen. Der so beflissen angestrengte Verweis herrschender Politik auf die Terrorbekämpfung ist doch längst erkannt als Vertuschung einer erheblichen, bedenkenlosen Bedrängung demokratischer Rechte. Wir führen Krieg gegen einen Terror, den wir nähren.« Kritik übt Castorf auch am Bundespräsidenten: »Ein kleinpfaffiger Bürgermeister Gauck, der mich an Tartüffe erinnert, erklärt uns die Welt. So weit ist es gekommen.«
Der 1951 in Ostberlin geborene, studierte Theaterwissenschaftler äußert sich zudem zu den jüngsten Debatten um »Unrechtsstaat DDR« und pauschalen Vorwürfen an ehemalige DDR-Bürger, die man nicht in Opfer, Täter oder Mitläufer sortieren sollte: »Das ist eine Einteilungspraxis von Siegern, die nicht wieder rausfinden aus dem Siegesrausch. Auch nach so vielen Jahren nicht. Aber Siegesrausch führt dazu, dass die Differenzierungen notleidend werden und die Nuancen sterben.«
Das Interview mit Frank Castorf lesen Sie in unserer Mittwoch-Ausgabe.
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