Unbehagen über Netanjahu
Roland Etzel zur Nahostresolution im UN-Sicherheitsrat
Der Weg ins neue Jahr ist im Nahen Osten erneut mit schlechten Nachrichten gepflastert. Eine arabische Resolution für einen Abzug Israels binnen eines Jahres aus den seit nunmehr 47 Jahren besetzten Gebieten fand keine Mehrheit im UN-Sicherheitsrat. Der Beifall darüber war durchaus verhalten, außer beim israelischen Ministerpräsidenten. Doch gerade das Triumphgeheul Netanjahus zeigt, dass mit Politikern seines Schlages wohl kein in Richtung Frieden zielender Schritt zu erwarten ist.
Das sieht man auch im israelfreundlichen Westeuropa mit sichtlichem Unbehagen. Angesichts des bereits lange vorher angekündigten Vetos der USA war das knappe Stimmenverhältnis gegen die Resolution unerheblich. Es zeigte aber, wie sehr man es auch in London und noch mehr Paris leid ist, den Starrsinn von Netanjahu und dessen erzreaktionären Sozius Lieberman diplomatisch zu stützen.
Wie man liest, erfreut sich der alte und neue Likud-Chef und damit Ministerpräsidentenkandidat Netanjahu auch zu Hause aus rein innenpolitischen Gründen bei mindestens der Hälfte der Wähler ebenso herzlicher Abneigung. Zum wiederholten Male ließ die EU-Außenbeauftragte jetzt - UN-Abstimmung hin oder her - durchblicken, dass die Geduld der Europäer mit den Obstruktionsprotagonisten in Jerusalem nicht unendlich sei. Anders als Deutschland sind immer weniger Staaten bereit, Israel-Freundlichkeit mit einem Persilschein für Netanjahu gleichzusetzen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.