Berliner Sechstagerennen braucht Geld
Erstmals seit Jahren Trägt sich der Mix aus Show und Sport nicht mehr selbst - die Politik soll einspringen
Berlins neuer Regierungschef Michael Müller wird am kommen Donnerstag den Startschuss für das 104. Sechstagerennen abfeuern. »Der Regierende Bürgermeister kennt die Tradition des Berliner Sechstagerennen und will deshalb das große Rennen selbst starten«, sagte Sportdirektor Dieter Stein.
Er hat weit mehr als nur 32 Radprofis ins Starterfeld der Sechstage locken können. Insgesamt 270 Rennfahrer vom Schüler bis zum Profi werden die Berliner Sechstagewoche bestreiten. »Ich habe manchmal den Eindruck, die ganze Welt will in Berlin starten. Wir mussten zahlreichen Mannschaften leider absagen«, bedauerte Michael Drabinski, Verantwortlicher für die Nachwuchsrennen.
Neben den Zweier-Mannschaften sind auch wieder die Frauen, die Sprinter und die Steher in Berlin zu Gast. Alle Rennen hat der Weltverband UCI in diesem Jahr aufgewertet. »In allen Berliner Wettbewerben können die Fahrer Weltranglistenpunkte erwerben. Das ist wichtig, um bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen starten zu können«, verkündet Dieter Stein nicht ohne Stolz. Das Berliner Sechstagerennen wurde mit dieser Maßnahme praktisch auf Weltcupniveau gehoben.
Im Feld der Sixdays fahren wie fast in jedem Jahr zahlreiche Bahnradwelt- und Europameister mit. So bilden der spanische Weltmeister David Muntaner und Ex-Weltmeister Kenny de Ketele aus Belgien ein Team. Zu ihren schärfsten Konkurrenten könnten das österreichische Doppel Andreas Graf/Andreas Müller sowie die Deutschen Leif Lampater und Marcel Kalz sowie aufsteigen. Kalz ist offenbar in guter Form, in Bremen gewann er an der Seite des Dänen Alex Rasmussen. Lampater wurde dort Dritter. Bei den Sprintern ist nach der Absage von Robert Förstemann der Cottbuser Maximilian Levy der große Favorit.
Die fünfte Berliner Jahreszeit kann allerdings nicht mehr so ungetrübt gefeiert werden wie noch beim ersten Rennen im Velodrom vor mittlerweile 19 Jahren. Damals hatte Veranstalter Heinz Seesing noch verkündet. »Wir sind eine Veranstaltung, die sich allein trägt.« Das war offensichtlich einmal. »Die Zeiten haben sich geändert. Der Hallenbetreiber verlangt mehr Miete, die GEMA fordert höhere Gebühren für das Aufführen von Musik. Wir benötigen, wie andere Veranstaltungen auch, Unterstützung durch den Senat«, mahnt Sechstage-Chef Rainer Schnorpfeil. »Bevor wir das erste Ticket verkauft haben, müssen wir schon zwei Millionen Euro für Miete, Hallengestaltung und Personalkosten auf den Tisch blättern. Wir brauchen Hilfe, sonst fahren wir eines Tages gegen die Wand.«
Musik wird es, mit Ausnahme in der Showhalle, diesmal nur vom DJ geben. Dafür bekommen die Fans mehr Sport zu sehen. Neu im Programm ist eine Jagd der U23, mit zahlreichen Weltklassefahrern.
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