Zehntausende bundesweit gegen Rassismus auf der Straße

Demonstrationen und Kundgebungen in Dresden, Chemnitz, Mannheim, Lübeck, Frankfurt (Oder) / 15.000 bei der Meile der Demokratie in Magdeburg

  • Lesedauer: 3 Min.
Bundesweit sind am Samstag wieder Tausende gegen Rassismus, Neonazis, die rechte Pegida-Bewegung und für Solidarität mit Flüchtlingen auf die Straße gegangen. Ein Überblick.

Dresden

Mehrere Tausend Menschen haben in Dresden des erstochenen Flüchtlings aus Eritrea gedacht. Die Demonstranten forderten bei dem Marsch durch die Innenstadt eine rasche Aufklärung des Falls. Dabei wurde auch die Befürchtung geäußert, die Tat könne rassistisch motiviert gewesen sein. Zudem wurde die rechte Pegida-Bewegung kritisiert. Durch deren Aufmärsche sei Dresden zu einem «Zentrum der Fremdenfeindlichkeit» geworden, hieß es.

Mannheim

Tausende Menschen haben in Mannheim für Toleranz und Vielfalt demonstriert. «Mannheim sagt Ja zu den Flüchtlingen» rief Mitinitiator und Grünen-Stadtrat Gerhard Fontagnier den Teilnehmern am Samstag zu. Die Stadt sei bunt und werde es auch bleiben. Mit an der Spitze des Zuges lief Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD). Die Polizei sprach zunächst von rund 10.000 Teilnehmern, deutlich mehr als erwartet; später war sogar von über 12.000 die Rede. Viele hielten Schilder in die Luft mit Aufschriften wie «Für eine Willkommenskultur» oder richteten den Wunsch an die Flüchtlinge, «bitte lasst uns mit den Pegida-Deutschen nicht allein».

Lübeck

Mehr als 4.000 Menschen haben am Samstag in Lübeck gegen Rassismus und für eine offene Gesellschaft demonstriert. Das waren weit mehr als die ursprünglich von den Veranstaltern angemeldeten 800 bis 1.000 Teilnehmer, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Demonstranten erinnerten auch an die Brandkatastrophe in einer Lübecker Asylbewerberunterkunft, bei der am 18. Januar 1996 zehn Menschen starben und 38 verletzt wurden. Zu der Kundgebung unter dem Motto «Refugees Welcome» (Flüchtlinge willkommen) hatte ein breites Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Organisationen aufgerufen. Mit der Demonstration wollten die Veranstalter ein Zeichen gegen die Pegida-Bewegung und für eine humane Flüchtlingspolitik setzen.

Frankfurt (Oder)

Hunderte Menschen haben in Frankfurt (Oder) am Samstag gegen einen Nazi-Aufmarsch protestiert. Es sei zweimal gelungen, den Aufmarsch zu blockieren, sagte ein Sprecher des Bündnisses «Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder). »Die Neonazis sind nicht in die Innenstadt gelangt.« Nach seinen Angaben waren rund 800 Demonstranten in der gesamten Stadt unterwegs. Die Zahl der Neonazis gab er mit rund 250 an, darunter auch eine namentlich bekannte Person aus dem NSU-Umfeld. Die Polizei sprach von rund 160 Rechten und etwa 700 Gegendemonstranten. Wie der Sprecher des Bündnisses sagte, gab es einen Übergriff von Beamten auf den Lautsprecherwagen der Gegendemonstranten. Dabei sei eine Frau verletzt worden. Sie wolle Anzeige erstatten.

Magdeburg

Die Magdeburger haben mit einer Meile der Demokratie ein Zeichen für Toleranz und ein friedliches Miteinander gesetzt. 15.000 Menschen hätten das Bürgerfest und angeschlossene Veranstaltungsorte am Samstag besucht, teilten Veranstalter und Polizei mit. Zur Meile mit Infoständen, Lesungen und Konzerten hatten neben der Stadt auch Vereine, Parteien, Gewerkschaften und Kirchen aufgerufen. Neben der Meile der Demokratie gab es am Samstag mehrere weitere Veranstaltungen und Demonstrationen an verschiedenen Orten der Stadt. An einer Demonstration des linken Spektrums beteiligten sich laut Polizei rund 800 Menschen. In den Vorjahren hatte die Veranstaltung in der Innenstadt auch immer dazu gedient, eine mögliche Route für die Demonstration Neonazis zu blockieren. In diesem Jahr waren bereits am Vorabend rund 300 Rechte im nördlichen Magdeburg marschiert - rund 1000 Demonstranten stellten sich ihnen in den Weg und verkürzten so den Aufzug der Neonazis, der ursprünglich in die Innenstadt führen sollte.

Chemnitz

In Chemnitz haben am Samstag rund 600 Menschen gegen eine rechte Kundgebung unter dem Motto »Chemnitz wehrt sich« protestiert. Die Aktion, die sich gegen Asylrecht richtete, wird auch vom örtlichen Ableger der rechten Pegida-Bewegung unterstützt. Zum Protest dagegen hatten unter anderem das Bündnis »Chemnitz nazifrei« aufgerufen, unterstützt von Flüchtlingen des »Asylum Seekers Movement«, wie die »Dresdner Morgenpost« berichtete. nd/Agenturen

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