Lauter Desaster

Silvia Ottow hält die Benotung von Pflegeheimen im Vergleich mit der ganzen Pflegepolitik der CDU für das kleinere Desaster

  • Lesedauer: 1 Min.

Die ungefähr 13 000 Pflegeheime mit ihren knapp 800 000 Bewohnerinnen spielen in der Öffentlichkeit nur eine Rolle, wenn man eine fixierte Oma, einen dehydrierten Bewohner oder einen bösen Keim entdeckt. Dann werden jene angehört, die seit Jahrzehnten die Heimunterbringung als untaugliches Geschäftsmodell kritisieren, dann werden Vorschläge gemacht, Reformen angekündigt und es heißt »oh« und »ah« und »ach«.

Doch das ganze Entsetzen ist für gewöhnlich schnell vergessen. Sonst müssten sich ja all die Betroffenheitsheuchler daran erinnern, wie es war, als der Pflege-TÜV eingeführt wurde und selbstverständlich die Betreiber die Feder bei der Aufstellung der Kriterien führten. So konnten sie dafür sorgen, dass ein übersichtlicher Speiseplan ähnlichen Stellenwert bekam wie die medizinische Wundversorgung und in der Folge fast alle Heime eine gute Benotung - auch wenn dies die Realität verhöhnt. Schon damals wurde das kritisiert und dennoch über Jahre zugelassen. Es gehört also nicht viel dazu, wenn ein Experte wie Jens Spahn von der CDU von einem Desaster schwafelt, als wäre er der Retter aller Pflegebedürftigen. Dabei verschleppen er und seine Parteikollegen eine wirkliche Pflegereform seit Jahren ganz bewusst. Das ist das eigentliche Desaster.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -