Ukraine: Journalist wegen Friedens-Aufrufs in Haft
Kuzaba hatte sich gegen Mobilisierung von Reservisten gewandt: Nicht im Bruderkrieg mitmachen / Geheimdienst wirft ihm Hochverrat und Spionage vor
Berlin. Nach seinem öffentlichen Aufruf gegen die Mobilisierung von zehntausenden Reservisten ist der westukrainische Fernsehjournalist Ruslan Kuzaba inhaftiert worden. Mitarbeiter des Inlandsgeheimdienstes SBU hätten am Samstag seine Wohnung in der Region Iwano-Frankiwsk durchsucht und ihn mitgenommen, teilte seine Frau Uliana am Sonntag im Online-Netzwerk Facebook mit. Nach Angaben des SBU-Vertreters Markjan Lubkiwski wird Kuzaba Hochverrat und Spionage vorgeworfen, ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft. Ein Gericht verlängerte seine Untersuchungshaft am Sonntag auf 60 Tage.
Der Journalist hatte am 19. Januar in einem YouTube-Video die geplante Mobilisierung scharf kritisiert. »Lieber gehe ich ins Gefängnis, als mich an diesem Bruderkrieg zu beteiligen«, erklärte er und fügte hinzu: »Ich lehne diese Mobilisierung ab und rufe alle mit klarem Verstand dazu auf, sich ebenfalls zu verweigern.« Einen Tag später begann die erste Mobilisierung von 50.000 Soldaten, ihr sollen im April und Juni zwei weitere Phasen folgen.
Kuzabas Festnahme sorgte in der Ukraine für einige Empörung. »Wenn jemand wegen Hochverrats und Spionage angeklagt wird, nur weil er seine Meinung äußert, dann werden wir uns sehr rasch von jener Demokratie entfernen, die wir aufbauen wollen«, kommentierte der Anwalt Andrij Koslow. Nach Angaben der örtlichen Medien haben die ukrainischen Behörden mit der Mobilisierung wenig Erfolg: Allein in Kuzabas Heimatregion sollen 40 Prozent der einberufenen Männer die Ukraine inzwischen verlassen haben. AFP/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.