Der wahre Karnevalsverein kommt aus München

Am Freitag vor 115 Jahren wurde der FC Bayern gegründet, zum Jubiläum geht’s gegen den selbst ernannten Klub des närrischen Frohsinns

  • Maik Rosner, München
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Heimspiel in der Bundesliga gegen den 1. FC Köln fällt auf die Minute genau auf die Gründung des FC Bayern vor 115 Jahren - geblieben ist aus den Anfängen vor allem das Image des Klubs.

Nichts erinnert heute mehr an die Geburtsstunde des FC Bayern in der Münchner Karl-Döpfner-Straße, noch nicht einmal die Adresse. Fürstenstraße 2 war die historische Anschrift, wo der FC Bayern gegründet wurde. Im gutbürgerlichen Jugendstilrestaurant »Café Gisela« fing es an, am 27. Februar 1900, ein Faschingsdienstag. Wenn man so will, ist der FC Bayern also der wahre Karnevalsverein der Bundesliga. Und wenn an diesem Freitagabend um 21.30 Uhr im Heimspiel gegen den 1. FC Köln, der selbst ernannte Klub des närrischen Frohsinns, die zweite Halbzeit beginnt, ist es auf die Minute genau jener Moment, als vor 115 Jahren, als ein wütender Entschluss die Gründung des erfolgreichsten deutschen Fußballklubs nach sich zog.

Elf aufgebrachte Männer verließen damals um halb zehn abends die Sitzung des Männer-Turnvereins (MTV) München, weil ihrem Sport dort ihrer Meinung nach zu wenig Unterstützung zukam. Knapp zwei Stunden später, um 23.15 Uhr, war die Gründung des FC Bayern offiziell besiegelt. »Da weiteres nicht vorliegt, schließt der Vorsitzende um 11 ¼ Uhr die Sitzung«, heißt es in der Chronik. Der offizielle Geburtstag fällt also auf 11.15 Uhr vor 115 Jahren.

Es gibt anrührende bis kuriose Geschichten, die aus den Anfängen überliefert sind. Oder auch solche, die aus heutiger Sicht nicht mehr recht zu einem der reichsten Fußballvereine der Welt zu passen scheinen. Der Mitgliedsbeitrag betrug zunächst eine Mark, die Vereinsfarben waren blau-weiß und wurden erst nach der Fusion 1906 mit dem Münchner Sport-Club (MSC) rot-weiß. Vor allem aber war der FC Bayern stets ein Verein der »Zuagroasten«, der Zugereisten. Der erste Vorsitzende war der Berliner Franz John, nun ist es der Westfale Karl-Heinz Rummenigge aus Lippstadt. Das gern betonte Bayerische ist auch heute eher Imagepflege denn wahrer Bestandteil des Klubs. Immerhin das elitäre Image aus den Anfängen des Vereins, die Nähe zur Münchner Bohème, hat die Jahre überdauert. Und im Klubmuseum der Arena steht ein nachempfundenes Bistro »Gisela«.

Ein großes Fest wird es heute Abend aber nicht geben, nur einige Fans haben eine Party organsiert. Den aus Dresden stammenden Sportvorstand beschäftigen ohnehin andere Dinge. »Wir kommen jetzt in die ganz heiße Saisonphase, das muss uns bewusst sein, da müssen wir den Maschinenmodus anwerfen und nicht den Gefühlsmodus«, hat Matthias Sammer gesagt, »wir müssen gnadenlos gierig sein.« Es gehe nun darum, »schnellstmöglich in Bestform zu kommen.«

Die anstehenden Spiele scheinen von der Deutschen Fußball Liga dafür ganz angenehm terminiert oder vom Deutschen Fußball-Bund ausgelost worden zu sein. Nach Köln folgt das Pokal-Achtelfinale gegen den Zweitligisten Eintracht Braunschweig. Anschließend geht es in der Liga zu Hannover 96, danach steht die Formüberprüfung im Achtelfinalrückspiel der Champions League gegen Schachtjor Donezk an - nach dem nicht ganz ungefährlichen 0:0 aus der ersten Verabredung.

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