Das Debakel von Sotschi ist verdrängt
Deutsche Biathletinnen greifen nach Staffelmedaille
Für ihre Medaillenmission haben die deutschen Biathletinnen sogar schwarz-rot-goldenen Nagellack ausgepackt. »Der wird beim Rennen aufgelegt«, sagte Franziska Preuß vor der Frauenstaffel bei der Biathlon-WM in Kontiolahti. Das junge deutsche Quartett geht an diesem Freitag mit großen Hoffnungen an den Start. Nach Silber für Laura Dahlmeier soll das nächste Edelmetall her.
»Unser Ziel ist eine Medaille. Es wäre unrealistisch, wenn wir sagen, dass wir nur unter die Top 6 wollen«, sagt Vanessa Hinz, die wie Preuß erstmals in einer WM-Staffel eingesetzt wird. Dahlmeier und Franziska Hildebrand waren bereits vor zwei Jahren dabei, als es in Nove Mesto nur zu Platz fünf reichte. Im Vorjahr gab es bei den Olympischen Spielen in Sotschi mit Platz elf ein wahres Debakel.
»Daran möchte ich jetzt nicht mehr denken, das ist abgehakt«, sagt Preuß. Die mittlerweile 21-Jährige erlebte in Sotschi den schlimmsten Tag ihrer Karriere, als die Startläuferin nach wenigen Metern stürzte und dabei ihr Stock brach. Am Schießstand versuchte sie verzweifelt, den Schnee aus dem Gewehr zu pusten, vermied gerade so eine Strafrunde und übergab mit drei Minuten Rückstand an Andrea Henkel. Außerdem war an jenem 21. Februar 2014 der Dopingfall um Evi Sachenbacher-Stehle bekannt geworden.
Mittlerweile erscheint all das weit weg, die deutschen Biathletinnen sind überraschend schnell in die Erfolgsspur zurückgekehrt und dürfen sogar auf das erste Gold seit der Heim-WM 2012 in Ruhpolding hoffen. »Wir wollen voll angreifen«, sagt Jungstar Dahlmeier. Die 21-Jährige präsentiert sich in Finnland in herausragender Form und überzeugte mit den Plätzen zwei (Verfolgung), vier (Sprint) und sechs (Einzel). »Bei mir passt es gerade«, sagt die Partenkirchnerin.
Schon zweimal konnten die Deutschen in diesem Winter jubeln. »Aber nur, weil die Rennen vorher gut waren, heißt das nicht, dass es jetzt wieder klappen muss«, warnt Preuß, die im Einzel geschont worden war: »Wir müssen locker bleiben, dann ist was möglich. Aber das ist sicher kein Selbstläufer.«
Größter Favorit auf den Titel ist Tschechien um Gabriela Soukalova, die zum Auftakt mit der Mixedstaffel Gold holte und am Mittwoch nur von der russischen Überraschungssiegerin Jekaterina Jurlowa geschlagen wurde. »Sie waren dieses Jahr so stark, sie müssen wir auf dem Zettel haben«, sagt Hinz. Auch mit Russland, Frankreich, Norwegen und Olympiasieger Ukraine ist zu rechnen.
Die deutschen Athletinnen können jedenfalls unbekümmert in den Wettkampf gehen, denn die Silbermedaille von Dahlmeier hat für viel Erleichterung gesorgt. »Es ist eine super Situation für uns, weil es jetzt nicht mehr so viel Druck gibt«, sagt Preuß. SID/nd
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