Die Rivalität ist immer zu sehen
U23 des 1. FC Union Berlin trifft auf den BFC Dynamo
Wenn nicht gerade ein Heimspiel des 1. FC Union Berlin im Stadion an der Alten Försterei läuft, prangt dort seit dem 22. August 2010 ein »2:1« von der manuellen Anzeigetafel. Dieses Ergebnis löste als Daueranzeige ein »8:0« ab, das fünf Jahre und einen Tag an einen historischen Sieg der Köpenicker erinnerte - jenen Pflichtspieltriumph der Köpenicker gegen den Erzrivalen vom BFC Dynamo. Der dagegen auf den ersten Blick etwas schnöde wirkende Union-Sieg mit nur einem Tor Vorsprung, ebenfalls gegen den in Berlin-Hohenschönhausen beheimateten Verein erzielt, hat deshalb seinen Platz gefunden, weil er von der zweiten Mannschaft erkämpft worden war - eine dauerhafte Demütigung für den einstigen DDR-Rekordmeister.
Nein, alte Rivalitäten werden weder in Köpenick noch in Hohenschönhausen vergessen, und am Sonntag werden sie beide Fanlager genüsslich und lautstark wieder aufleben lassen, wenn die U23 der Rot-Weißen in der Regionalliga Nordost gegen die Weinrot-Weißen antritt. Zum ersten Mal seit neun Jahren findet ein Aufeinandertreffen beider Vereine wieder vor großer Kulisse statt. Im Mai 2006 wurde die letzte Begegnung der ersten Mannschaften im Sportforum nach einem Platzsturm und Steinwürfen von BFC-Fans abgebrochen, danach wurden die Auswärtsspiele gegenseitig boykottiert - auch die DFL terminierte Zweitligaheimspiele der Köpenicker meist parallel zu denen der Köpenicker U23. Anders als in dieser Saison.
Bis zu 8000 Zuschauer werden erwartet, die 2010 Gästekarten waren sofort vergriffen. Die Sicherheitsmaßnahmen sind enorm und gehen noch über die eines Sicherheitsspiels in der Zweiten Bundesliga beispielsweise gegen die dynamischen BFC-Namensvetter aus Dresden hinaus: Neben dem Gästeblock bleiben Pufferblöcke frei, Union stellt 200 Ordner, die Polizei ist auf Bahnhöfen, auf denen sich Fangruppen treffen könnten, präsent. Union verkaufte Eintrittskarten nur an seine Mitglieder und Dauerkarteninhaber.
Sportlich geht es für die Tabellennachbarn (Union 8., BFC 7.) vor allem darum, bar jeder Aufstiegshoffnungen und Abstiegssorgen, die Weichen für die nächste Saison zu stellen - auch wenn erst zwei Drittel der laufenden Saison gespielt sind. Unions U23 braucht im Sommer einen neuen Trainer, der Vertrag mit Robert Jaspert, der die Mannschaft in die vierte Liga geführt und dort etabliert hat, wurde nicht verlängert. Der BFC muss nach dem Weggang der sportlichen Leitung im Winter generell über die Ziele der nächsten Jahre nachdenken. Am Sonntag soll zunächst an der demütigenden Pflichtspielbilanz gearbeitet werden: Die letzten fünf Begegnungen gewann Unions Nachwuchs. Mit welchem Ergebnis diese Serie begonnen hat, zeigt die Anzeigetafel in der Wuhlheide.
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