Erstmals Warnstreik im Thüringer Gastgewerbe

Lauinger sieht wachsende Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge ++ Verband pocht auf Neueinstellungen von Lehrern ++ Nabu: Fledermäuse sind weiter gefährdet ++ Der Nachrichtenüberblick aus Thüringen

  • Lesedauer: 4 Min.

Lauinger sieht wachsende Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge

In Thüringen wächst nach Einschätzung von Migrationsminister Dieter Lauinger (Grüne) die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge. »Es gibt vor Ort inzwischen viele Hilfsangebote von Einheimischen«, sagte Lauinger am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. »Kirchengemeinden organisieren Sprachkurse, die Sammelstellen für Kleiderspenden sind voll.« Angesichts der debattenbestimmenden Proteste gegen Flüchtlinge werde dies jedoch weniger wahrgenommen. Der Parteirat der Thüringer Grünen beschäftigte sich am Samstag mit Flüchtlingspolitik. Lauinger ist auch Landessprecher der Grünen. Derzeit gibt es in Gera heftigen Widerstand von Anwohnern gegen eine vom Land geplante Erstaufnahmeeinrichtung.

Erstmals Warnstreik im Thüringer Gastgewerbe

Im Tarifstreit im Thüringer Gastgewerbe ist es erstmals zu Warnstreiks gekommen. Etwa 80 Beschäftigte legten am Samstagvormittag für zwei Stunden die Arbeit nieder, um die Arbeitgeber unter Druck zu setzen. An dem Warnstreik beteiligte sich nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auch eine komplette Schicht des Fünf-Sterne-Hotels auf der Wartburg bei Eisenach. Die NGG verlangt in der seit Januar laufenden Tarifauseinandersetzung unter anderem 120 Euro mehr Gehalt im Monat für die Beschäftigten und die Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 70 Euro. Die Arbeitgeber hatten nach Gewerkschaftsangaben in der zweiten Verhandlungsrunde 3,1 Prozent mehr Geld angeboten. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 21. April geplant. Im Gastgewerbe arbeiten 20.000 Thüringer. Laut NGG war es der erste Warnstreik überhaupt in der Branche in Thüringen. Hintergrund des Tarifkonflikts ist nach Gewerkschaftsangaben die Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes von 8,50 Euro pro Stunde, wovon die niedrigsten Entgeltgruppen profitierten. Die NGG verlangt jetzt, den Lohnabstand zwischen den verschiedenen Entgeltgruppen neu zu justieren. Die Gewerkschaft hatte den bisher für Thüringen gültigen Flächentarifvertrag Ende Januar gekündigt.

Verband pocht auf Neueinstellungen von Lehrern

Der Thüringer Lehrerverband (TLV) pocht auf die von der rot-rot-grünen Landesregierung versprochene Einstellung von jährlich 500 Lehrern an den Schulen im Freistaat. Der Koalitionsvertrag müsse exakt so umgesetzt werden, sagte Verbandschef Rolf Busch sich am Rande einer TLV-Veranstaltung am Samstag in Saalfeld. Eine gewisse Skepsis könne er allerdings nicht verhehlen. »2500 Lehrereinstellungen hatte auch schon die frühere Landesregierung versprochen, am Ende waren es nur 1400«, sagte Busch der Deutschen Presse-Agentur. Er forderte zugleich die Wiederaufnahme von Lehrer-Verbeamtungen in Thüringen. Verbeamtungen könnten ein Anreiz für junge Lehrer sein, eine Stelle in Thüringen und nicht in anderen Bundesländern anzutreten, wo die Einkommenssituation für den Lehrernachwuchs oft besser sei. »Oder man muss sie als Angestellte so bezahlen, dass es mit anderen Bundesländern vergleichbar ist.« Der TLV beging in Saalfeld sein 25-jähriges Bestehen. Die neben der Gewerkschaft GEW zweite Lehrergewerkschaft im Freistaat hat 3.000 Mitglieder.

Thüringerin Dritte bei Weltmeisterschaft im Häkeln

Ihre Fertigkeiten mit Häkelnadel und Wolle haben der Thüringerin Sabrina Czarnetzki den dritten Platz bei der Häkel-Weltmeisterschaft eingebracht. Die 16-Jährige aus Lucka (Altenburger Land) benötigte am Samstag in Dortmund knapp sechs Minuten, um ein Knäuel Wolle zu einer Mütze zu verhäkeln. Auf Schönheit kam es dabei nicht an, nur auf Schnelligkeit, wie ein Sprecher des Veranstalters sagte. Die neue Weltmeisterin Manuela Vogler hatte die 45 Meter Wolle in fünf Minuten und sieben Sekunden verarbeitet, die Zweitplatzierte Steffi Stiefenhofer (beide Bayern) brauchte drei Minuten länger. Bei den Männern gewann Vorjahressieger Maik Syrbe aus Nordrhein-Westfalen. Am Start waren 50 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Nabu: Fledermäuse sind weiter gefährdet

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sieht keinen Grund, bei den Anstrengungen zum Schutz der Fledermäuse nachzulassen. Die Hälfte aller in Deutschland vorkommenden Fledermausarten gelte als gefährdet, sagte Nabu-Fledermausexperte Sebastian Kolberg am Samstag auf einer Fachtagung in Erfurt. Vier Arten, darunter die kleine Hufeisennase und die Mopsfledermaus, seien nach wie vor vom Aussterben bedroht. Naturschützer kritisieren seit langem, dass Holzeinschlag in den Wäldern und intensive Landwirtschaft die Lebensräume der fliegenden Säugetiere einschränken. Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) warb auf der Tagung für eine bessere Vereinbarkeit von Energiewende und Artenschutz. Hintergrund sind Erkenntnisse, wonach Windräder für Fledermäuse zur tödlichen Falle werden können. Dagegen bildeten oberirdische Stromleitungen keine Gefahr für Fledermäuse, sagte Kolberg. »Sie können die Leitungen rechtzeitig wahrnehmen und ausweichen.« In Deutschland leben laut Nabu bis zu 24 Fledermausarten. In Erfurt beschäftigen sich noch bis Sonntag 450 Fachleute mit dem Fledermausschutz - und das am passenden Ort. Nach Angaben der Organisatoren lebt auch in der altehrwürdigen Erfurter Thüringenhalle, dem Tagungsort, eine Kolonie der streng geschützten kleinen Hufeisennase. Agenturen/nd

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