Warum konnte der Pilot die Cockpit-Tür nicht öffnen?
Funktion des Sicherheitsmechnanismus könnte ausgesperrten Germanwings-Piloten erklären
Nach dem Absturz der Germanwings A320 berichtet die New York Times am Donnerstag über erste Ergebnisse nach der Auswertung des Stimmenrekorders. Demnach war einer der beiden Piloten, der in Frankreich verunglückten Germanwings-Maschine, kurz vor dem Absturz nicht im Cockpit. In Berufung auf Ermittlerkreise berichtet die Zeitung, der Pilot habe nach dem Start der Maschine das Cockpit verlassen und gelangte später nicht wieder hinein. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet außerdem von lauter werdenden Klopfgeräuschen und dem Versuch des Copiloten die Tür einzutreten.
Eine Erklärung, warum der Pilot nicht in das Cockpit zurückkehren konnte, könnte ein Video geben, dass den Sicherheitsmechanismus der A320 erklärt. Das Video wurde im April 2014 auf Youtube hochgeladen. Obwohl das Video professionell gemacht wirkt, können wir die Echtheit der darin enthaltenen Aussagen nicht bestätigen. Wir fassen hier im folgenden die Aussagen des Videos zusammen:
Wie ist der Sicherheitsmechanismus der Cockpit-Tür aufgebaut?
Dem Video zufolge besteht der Sicherheitsmechanismus aus verschiedenen Komponenten: Die Hochsicherheitstür ist standardmäßig über mehrere Verriegelungsmechanismen verschlossen. Den Blick nach Außen ermöglicht lediglich ein Türspion. An der Außenseite der Tür befindet sich ein Code-Schloss: über eine Gegensprechanlage können Cockpit- und Kabinen-Besatzung miteinander kommunizieren. Zwischen den Sitzen der beiden Piloten befinden sich ein Schalter, mit dem die Tür im Normalfall ent- und verriegelt werden kann. Ein Audio-Signal informiert die Piloten, sobald jemand versucht, sich Zutritt zum Cockpit zu verschaffen.
Wie ist der normale Weg das Cockpit zu betreten?
Das Video erklärt, wie Personen außerhalb des Cockpits – also in der Regel ein Flugbegleiter – sich Zutritt zum Cockpit verschaffen kann. Über die Gegensprechanlage nimmt die Person außerhalb des Cockpits Kontakt mit der Cockpit-Besatzung auf. Das Drücken der Raute-Taste am Code-Schloss löst einen drei-sekündigen Signalton im Cockpit aus. Erst wenn daraufhin die Besatzung des Cockpits die Tür mittels des Schalters entriegelt, kann das Cockpit betreten werden.
Das Video erklärt außerdem, was passiert, wenn die Person außerhalb des Cockpits sich nicht an das vorgeschriebene Prozedere zur Öffnung der Tür hält (das Video zeigt das Beispiel einer Flugbegleiterin, die anstatt die Raute-Taste zu drücken, an der Tür klopft). In diesem Fall sind Pilot und Copilot angehalten, den Entriegelungsmechanismus der Tür zu sperren. Erst nach fünf Minuten kann dann die Tür wieder geöffnet werden.
Gibt es einen Notfallmechanismus um in das Cockpit zu gelangen?
Ja. Das Video zeigt, was passiert, wie die Tür von außen ohne das Zutun der Piloten geöffnet werden kann. Sollten die Besatzung des Cockpits beispielsweise das Bewusstsein verloren haben, kann der Flugbegleiter die Tür durch das Eingeben eines Notfall-Codes öffnen. Nach der Eingabe des Codes ertönt für die nächsten 30 Sekunden ein Alarmton innerhalb des Cockpits. Erst wenn die Cockpitbesatzung auch darauf nicht reagiert, wird die Tür für fünf Sekunden entriegelt und die Person außerhalb des Cockpits kann das Cockpit betreten.
Was bedeutet das für den Fall der abgestürzten Germanwings?
Sollten die Informationen der »New York Times« stimmen, hätte sich der ausgesperrte Pilot auch dann Zugang zum Cockpit verschaffen können, wenn sein Kollege im Cockpit nicht in der Lage war, die Tür zu öffnen. Dazu hätte er den Notfall-Code eingeben müssen. Die Frage bleibt also, warum er dennoch nicht in das Cockpit nicht betreten konnte. Glaubt man den Erklärungen im Video, bleiben dafür eigentlich nur drei Möglichkeiten:
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Sowohl er als auch die Kabinencrew kannte den Notfall-Code nicht, was sehr unwahrscheinlich sein dürfte.
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Der Sicherheitsmechanismus der Flugzeugtür war defekt.
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Der Pilot oder Co-Pilot, der sich noch im Cockpit befand, hat mutwillig die Tür verriegelt und so das Öffnen von Außen verhindert.
Dass letztgenannte Möglichkeit in der Praxis eine reale Gefahr darstellt, zeigt ein Fall aus Nigeria. Im Herbst 2013 stürzte im Norden des Landes ein Flugzeug mit 34 Menschen an Bord ab. Ein Untersuchungsbericht ergab damals, dass sich der Pilot absichtlich im Cockpit eingeschlossen hatte. Warnsignale und Rufe des Co-Piloten, der von außen gegen die Tür hämmerte, hatte der Pilot ignoriert.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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