Oranje bangt ums EM-Ticket

In der EM-Qualifikation rettet Klaas-Jan Huntelaar den Niederländern mit seinem Treffer zum 1:1 gegen die Türkei einen wichtigen Punkt

  • Sebastian Stiekel, Amsterdam
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach dem peinlichen 1:1 in Amsterdam gegen die Türkei droht Bondscoach Guus Hiddink und seinen Niederländern ein vorzeitiges Scheitern in der Qualifikation zur EM 2016.

Klaas-Jan Huntelaar wusste auch lange nach dem Abpfiff noch nicht, ob er sich nun freuen oder ärgern sollte. Der Torjäger von Schalke 04 hatte den Niederlanden gerade durch sein Tor in der Nachspielzeit ein glückliches 1:1 (0:1) gegen die Türkei gerettet. Aber jedem bei den Oranjes war klar, dass dieser Treffer viel zu wenig war für die hohen Ansprüche eines Weltmeisterschafts-Dritten. Nicht genug, um den Anschluss an die Spitze der vermeintlich so leichten EM-Qualifikationsgruppe A wieder herstellen zu können. Und erst recht nicht genug, um den umstrittenen Bondscoach Guus Hiddink aus der medialen Schusslinie zu ziehen.

»Oranje blamiert sich erneut«, schrieb die Zeitung »De Volkskrant« am Sonntag. »Die Niederlande leben noch, aber laufen schwankend Richtung Frankreich«. Fünf Punkte Rückstand hat der große Favorit dieser Gruppe jetzt auf einen der beiden direkten Qualifikationsplätze für die EM 2016. Hiddinks »Elftal« konnte am Samstagabend in Amsterdam nicht einmal die Steilvorlage nutzen, die Tabellenführer Tschechien ihr wenige Stunden zuvor beim 1:1 gegen Lettland geliefert hatte. »In der Kabine haben wenige gelacht. Ich auch nicht«, sagte Bas Dost. Der Stürmer vom VfL Wolfsburg hatte nach seiner Einwechselung in der 63. Minute sein Länderspiel-Debüt gefeiert.

Und Huntelaar? Der Bundesliga-Profi war einer der wenigen, die noch Zuversicht versprühten an diesem nächsten enttäuschenden Abend. »Wir haben wirklich nicht gut gespielt. Aber aus so einem Spiel noch einen Punkt mitzunehmen, ist ein Bonus«, meinte er. Damit lag der Schalker in etwa auf einer Linie mit seinem heftig kritisierten Coach. »Wenn wir dieses Spiel verloren hätten, hätten wir auch alle Hoffnungen auf die EM verloren«, meinte Hiddink. »Aber so könnte das am Ende der Qualifikation noch ein sehr wichtiger Punkt sein.«

Immerhin braucht sich der 68-Jährige offenbar noch keine Sorgen über eine sofortige Entlassung zu machen. Der niederländische Verband hatte ihm erst im Herbst das Vertrauen ausgesprochen. Und auch seine Spieler rücken nicht von ihm ab. »Wir stehen hinter Guus Hiddink«, sagte Georginio Wijnaldum nach dem Spiel gegen die Türkei. Und auch Kapitän Wesley Sneijder betonte: »Dieser Punkteverlust liegt nicht am Bondscoach. Hiddink muss mit den Mitteln arbeiten, die er hat.«

Vordergründig ist das ein Hinweis auf die wichtigen Ausfälle bei den Niederländern vor diesem Spiel. In Arjen Robben von Bayern München und Robin van Persie von Manchester United sind die beiden bekanntesten Spieler zurzeit verletzt. Hinzu kommt aber noch, dass Hiddink längst nicht mehr eine so große Auswahl an Weltklassespielern zur Verfügung hat wie viele seiner Vorgänger.

Wichtige Profis wie Huntelaar und Sneijder sind mittlerweile jenseits der 30, andere wie der frühere Schalker Ibrahim Afellay (Olympiakos Piräus) in bestenfalls zweitklassige Ligen abgetaucht. »Wir müssen nicht glauben, dass wir immer noch zur Spitze von Europa gehören«, sagte Hiddink. »Man muss die Dinge realistisch sehen.« Am Dienstag treffen die Niederländer in einem Freundschaftsspiel auf Spanien - eine andere Fußballgroßmacht, die sich zurzeit in einem Umbruch befindet. »Natürlich kriege ich diese Mannschaft noch hin. Ich weiß nur noch nicht genau, wie«, meinte Hiddink. dpa/nd

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