Stabilität, Stagnation

Wo steht die Linkspartei? Kurze Anmerkung zu den bundesweiten Umfragen - und den unerreichten Möglichkeiten

  • Lesedauer: 2 Min.

Bundesweit steht die Linkspartei in Umfragen bei 8 bis 9 Prozent. Die Zahlen der Demoskopen stoßen zurzeit nicht so sehr auf öffentliches Interesse. Erstens scheint die nächste Wahl noch weit entfernt. Zweitens ist schon länger nicht viel Bewegung auf dem demoskopischen Parkett. Was drittens mit Frau merkel zu tun haben dürfte, dieser seltsamen politischen Überfigur, die noch denen ein Sicherheitsgefühl vermittelt, die längst wissen, dass diese Bundesregierung keine der großen Probleme lösen will und kann.

Das will die Linkspartei, es gehört zu ihrem Selbstverständnis. Umso offenkundiger ist, dass sie unter ihren Möglichkeiten bleibt. Das bleibt auch dann richtig, wenn man einer Partei links der Sozialdemokratie nicht notwendigerweise 50 Prozent zutraut. Ihr gegenwärtiges Potenzial, also der Anteil der Wahlberechtigten, der sich vorstellen könnte, die Linkspartei anzukreuzen, liegt mit 14 bis 17 Prozent klar über den Umfrageergebnissen. Das ist einerseits keine Überraschung, andererseits nährt es die Frage, warum jene, welche keine grundsätzliche Abneigung gegen eine Stimmabgabe für die Linkspartei hegen, dennoch anders votieren würden.

Über einen längeren Zeitraum betrachtet hat sich das Potenzial der Linkspartei erhöht. Wie interne Studien der Linksfraktion zeigen, lag es von Mitte 2012 bis Mitte 2013 noch zwischen 12 und 14 Prozent. Damals lagen die Umfrageergebnisse auf Bundesebene bei 6 bis 8 Prozent. Sie zogen erst vor der Bundestagswahl deutlich an und übersprangen auch mehrfach die 10-Prozent-Marke. Unterm Strich stimmten dann 8,6 Prozent für die Linke. Das ist etwa der Bereich, in dem die Partei auch jetzt taxiert wird. Übrigens: Der Anteil der Stammwähler der Linkspartei liegt bei rund 50 Prozent – das heißt: Die Hälfte derjenigen, die im Herbst 2013 die Linke angekreuzt haben, würde das wieder tun, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre.

Man könnte die Zahlen in einem Wort zusammenfassen: Stabilität. Wer es kritischer haben möchte, wird Stagnation sagen – das klingt aber erst dann richtig überzeugend, wenn man bereits weiß, wie die Lücke zwischen aktuellem Umfragestand und demoskopischem Potenzial geschlossen werden könnte. Zumal: dann auch wirklich, also am Wahlabend. Und was man mit einem besseren Ergebnis überhaupt machen würde (und was nicht), ist auch nochmal eine spannende Angelegenheit. Eine Frage überdies, die die Linkspartei nicht allein beantworten könnte. tos

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