Twitter-Übernahme
Börsen-Geschnatter: Google greift nach dem Kurznachrichtendienst
Die Nachrichten über Kaufangebote für Twitter sind fast so kurz wie die »Tweets« auf dem Kurznachrichtendienst mit ihren maximal 140 Zeichen. Dennoch haben sie bei Investoren und an den Börsen für Bewegung gesorgt. Zwei große Firmen seien an einer Twitter-Übernahme interessiert. Einer der Interessenten soll Internetgigant Google sein.
Das US-Wirtschaftsmagazin »Barron’s« berichtete über »Geschnatter« (englisch: »Twitter«) an der Wall Street. Demnach soll Goldman Sachs eine eventuelle Twitter-Übernahme durch Google regeln. Das meldete auch die Webseite »Briefing.com«. Wer der zweite an Twitter angeblich interessierte Investor sein könnte, blieb zunächst unbekannt.
Google und Goldman nahmen zu den Gerüchten ebenso wenig Stellung wie Twitter. Dennoch legte der Aktienkurs der Firma aus San Francisco binnen weniger Stunden an der Börse um vier Prozent zu. Die Investoren waren alarmiert, denn Twitter gilt immer noch als wichtiges Unternehmen, auch wenn es in den vergangenen Jahren Mühe hatte, weiter zu wachsen. Dagegen haben die Facebook-Töchter WhatsApp und Snapchat, deren Angebot Twitter ähnlich ist, auf dem heiß umkämpften Markt der jungen Nutzer zugelegt. Das spiegelt sich auch in den Bilanzen wider: Twitter meldete für das vierte Quartal 2014 einen Umsatz von 479 Millionen Dollar und einen Verlust von 125 Millionen. Im Gesamtjahr waren es rund 578 Millionen Dollar Miese. Das Unternehmen gibt an, 288 Millionen Nutzer im Monat zu haben, die täglich 500 Millionen Tweets sendeten. Dieser Nutzerpool konnte in jüngster Zeit nicht mehr wesentlich erweitert werden. Offenbar ist die Zahl derer, denen 140 Zeichen für eine Mitteilung ausreichen, begrenzt.
Twitters Vorteil ist, dass sich 80 Prozent der Nutzer über ihr Smartphone oder Tablet in den Kurznachrichtendienst einloggen. Konkurrent Facebook hingegen hat Schwierigkeiten, seine Gefolgschaft auf den mobilen Geräten zu halten. Auf der anderen Seite bringen Anzeigen in diesem Bereich nicht gerade große Einnahmen.
Die Vermutung, dass Google Interesse an Twitter hat, gewinnt dadurch an Glaubwürdigkeit, dass der Dienst in das Firmenmuster des Internetriesen passen würde. Denn alle Versuche, mit Google+ etwas Vergleichbares zu etablieren, blieben ohne Erfolg. »Im Bereich der sozialen Netzwerke ist Google ziemlich tot«, meint Dan Niles, Portfolio-Manager des Vermögensverwalters AlphaOne. Er geht aber davon aus, dass Twitter seine Probleme aus eigener Kraft überwinden kann. Anfang des Jahres hatte man mit Google vereinbart, dass Twitter-Nachrichten über die Suchmaschine von Google auffindbar sein sollten. Der Verbreitung hilft das.
Spekulationen über eine Twitter-Übernahme hatte es schon früher gegeben. Im Januar stieg der Aktienkurs kurzzeitig, als es an der Wall Street hieß, Großinvestor Carl Icahn wolle den Dienst übernehmen. Und schon 2011 machten Gerüchte die Runde, Google wolle Twitter für zehn Milliarden Dollar kaufen. 2009 hätte Google das junge Unternehmen beinahe für nur 250 Millionen gekauft, doch Twitter lehnte ab. Mittlerweile müssten, so glauben Finanzexperten, mindestens 50 Milliarden Dollar auf den Tisch gelegt werden. Google verfügt über Barreserven von 60 Milliarden. Aber auch andere Großkonzerne aus dem Silicon Valley wie Apple oder Microsoft hätten genügend liquide Mittel, um Twitter zu kaufen.
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