Zwangsumstieg am Gleisdreieck
BVG startet am Donnerstag die letzte Etappe der Sanierung des Kreuzungsbahnhofs
»Und täglich grüßt das Murmeltier« - U-Bahn-Bauchef Uwe Kutscher wähnt sich fast in einer Zeitschleife, und den Fahrgästen der Linien U 1 und U 2 dürfte es ähnlich ergehen. Denn wiedermal wird am Bahnhof Gleisdreieck gebaut, was diesmal zu einer mehr als siebenmonatigen Sperrung der U 2 zwischen Gleisdreieck und Wittenbergplatz führt.
Seit 2009 wird der Kreuzungsbahnhof, der in seiner heutigen Form seit 1912 existiert, mit den angrenzenden Gleisanlagen, Viadukten und Brücken saniert. In dieser Zeit erhielt er auch zwei Aufzüge. Unterbrochen waren die Arbeiten lediglich in den Jahren 2013 und 2014, um Überschneidungen mit Sperrungen der U 6 sowie der Stadtbahn zu vermeiden. Doch jetzt könne nicht länger gewartet werden, meint Kutscher, auch wenn noch bis zum 4. Mai der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn gesperrt ist.
Am 16. April beginnt am Gleisdreieck die letzte Phase der Arbeiten, die sich vor allem auf die Ebene der U 2 konzentrieren. Bis 24. November will die BVG Stahlbrücken, Gleiströge und Kabelkanäle sanieren, Stützpfeiler austauschen und über 5000 Meter Kabel erneuern. 1000 Meter Schienen werden aus- und wieder eingebaut, mehr als 1000 Tonnen Schotter bewegt. Damit die U-Bahn künftig leiser fährt, werden im Gleisbett sogenannte Unterschottermatten verlegt. Insgesamt verbaut die BVG am Gleisdreieck 35 Millionen Euro. Parallel zu diesen Arbeiten lässt sie während der Streckensperrung die Dächer an den Bahnhöfen Bülowstraße und Nollendorfplatz abdichten.
Um die Einschränkungen für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten, reaktiviert die BVG die aus den vorangegangenen Sperrungen bekannte Kombination aus den Linien U 1 und U 2. Unter der Linienbezeichnung U 12 fahren ab Donnerstag die U-Bahnen vom Bahnhof Warschauer Straße bis zum Olympiastadion, ab 29. Mai - nach der Beendigung der derzeitigen Bauarbeiten auf diesem Streckenabschnitt - bis Ruhleben. Zwischen Pankow und Potsdamer Platz verkehrt die U 2 wie gewohnt, von dort fährt jeder zweite Zug in eingleisigem Betrieb durch bis Gleisdreieck. Dort kann dann in die U 12 umgestiegen werden. Die U 1 verkehrt während der Bauarbeiten nur zwischen Wittenbergplatz und Uhlandstraße.
Eine Einschränkung für diese relativ bequeme Umfahrungsmöglichkeit der Baustelle gibt es zwischen dem 16. und 20. April, Betriebsbeginn: Weil eine Baustellenweiche eingebaut werden muss, um den eingleisigen Betrieb zwischen Potsdamer Platz und Gleisdreieck zu ermöglichen, ist dieser Abschnitt an den vier Tagen komplett unterbrochen. Die BVG setzt dafür Busse ein. Der Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park kann von ihnen nur aus Richtung Potsdamer Platz angefahren werden.
Das war's dann aber hoffentlich mit dem Murmeltier. Es soll auf lange Sicht das letzte Mal sein, dass die Fahrgäste am Gleisdreieck diese Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen müssen. »Bis nächstes Jahr sind noch Restarbeiten an der Fassade nötig, das hat keine Auswirkungen mehr auf den Betrieb«, so Kutscher.
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