Keine Zeit für Ausreden

Drittligist Bielefeld will mit nächster Pokalsensation ins Finale, doch Wolfsburg ist gewarnt

  • Heinz Büse und 
Michael Rossmann, Bielefeld
  • Lesedauer: 3 Min.
Arminia Bielefeld ist der Favoritenschreck im DFB-Pokal. Drei Bundesligaklubs schieden gegen den Drittligisten aus. Halbfinalgegner VfL Wolfsburg will das westfälische Fußballwunder nun beenden.

Für die Profis ist es »ein Spiel zum Genießen«, für die Fans ein langersehntes Fußballmärchen. Ganz Bielefeld träumt vom vierten Streich der wiedererstarkten Arminia. Nach Berlin, Bremen und Mönchengladbach soll mit Wolfsburg der nächste Bundesligist aus dem DFB-Pokal geworfen werden. »Wir werden um unser Leben laufen«, versprach Torhüter Alexander Schwolow vor dem Halbfinale des Drittligisten gegen den scheinbar übermächtigen Bundesligazweiten am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD). Bei allem Respekt vor dem Gegner überwiegt bei Torjäger Fabian Klos die Vorfreude: »Wir können nur gewinnen und sind klarer Außenseiter.«

Sechs Jahre nach dem Bundesliga-Abstieg stehen die Ostwestfalen wieder im Rampenlicht. Hält die wundersame Erfolgsstory am Mittwoch an, könnten sie als vierter Drittligist nach den Amateuren von Hertha BSC (1993), Energie Cottbus (1997) und dem 1. FC Union Berlin (2001) ins Endspiel einziehen. An Selbstvertrauen mangelt es nicht. Florian Dick hält den Vorstoß des Underdogs in die Runde der letzten vier Mannschaften nicht für einen Zufall. »Wir haben es verdient. Trotz der guten Gegner sind wir kein einziges Mal glücklich weitergekommen«, sagte der Rechtsverteidiger.

Bielefelds Trainer Norbert Meier hofft, dass seine Mannschaft ähnlich couragiert auftreten wird wie bei den bisherigen Festtagen im DFB-Pokal und sich vom großen Rummel nicht einschüchtern lässt. »Eine solch große Aufmerksamkeit sind meine Profis nicht gewohnt. Aber wir haben nichts zu verlieren und ein fantastisches Spiel vor der Brust.«

Die imposante Manier, mit der der designierte Zweitliga-Aufsteiger bisher zu Werke ging, hinterließ auch in Wolfsburg mächtig Eindruck. »Solche Spiele gewinnt man nicht, nur weil man Favorit ist«, sagte Dieter Hecking. »Wir müssen von der ersten Minute an Vollgas geben.« Angst, dass sein Team die Arminia unterschätzen könnte, hat der Trainer nicht: »Man sieht an den Aussagen meiner Spieler, dass alle heiß auf das Erreichen des Finales sind.«

Nicht nur die sportliche Klasse der Arminia, sondern auch die Platzverhältnisse in Bielefeld nötigen den Wolfsburgern Respekt ab. Filigranen Ballzauberern wie Jungstar Kevin De Bruyne dürfte die als »Acker« verschriene »Alm« Probleme bereiten - wie zuletzt dem Bundesligadritten aus Mönchengladbach.

Nach Einschätzung von Weltmeister André Schürrle ist deshalb mehr Einsatzwille vonnöten: »Es ist nicht so, dass wir unsere Spielweise deshalb umstellen müssen. Aber der eine oder andere Ball wird verspringen. Umso wichtiger ist es zu kämpfen«, sagte der Weltmeister kürzlich in einem Interview. Ähnlich sieht es sein Trainer: »Das ist für mich kein Thema. Wenn mir damit einer kommt, dann können wir gleich aufhören«, verbat sich Hecking jede Ausrede, die mit dem Platz zu tun hat.

Die historische Chance auf einen Festtag am 30. Mai in Berlin will sich der mit großem finanziellen Aufwand aufgerüstete Edelkader nach dem Aus in der Europa League nicht entgehen lassen. Schließlich liegt die bisher einzige Endspielteilnahme bereits 20 Jahre zurück. Anders als in den vergangenen beiden Spielzeiten, als die Wolfsburger an Bayern München (1:6) und Borussia Dortmund (0:2) scheiterten, soll das Halbfinale diesmal nicht wieder Endstation sein. »Es ist von einer unheimlichen Bedeutung für einen Klub, Titel zu gewinnen«, sagte Sport-Geschäftsführer Klaus Allofs voller Hoffnung auf die Krönung einer starken Saison.

Einen Tag vor dem Showdown in Bielefeld gab Hecking seinen Spielern trainingsfrei. »Die Mannschaft hat genug Ball gesehen. Wir können es ruhiger angehen lassen«, kommentierte er seine Maßnahme mit Bezug auf die Terminhatz der vergangenen Wochen. Abgesehen von den Langzeitverletzten kann der Wolfsburger Fußballlehrer alle Spieler einsetzen. Dagegen müssen die Bielefelder auf den grippeerkrankten Innenverteidiger Felix Burmeister verzichten. dpa/nd

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